Planks – Funeral Mouth
Offensichtlich ist es an der Zeit, die Dreck-Kruste abzukratzen und die epische Düsternis noch besser hervorzukehren. Das Mannheimer Trio Planks schert sich also nicht mehr um seine Crust-Wurzeln, behält doomige Klänge bei und vermengt sie mit Black Metal und Sludge – so far, so good. Mittlerweile bei Golden Antenna gelandet, klingen die Deutschen noch einen Tacken mächtiger, majestätischer, eingängiger. „Funeral Mouth“ soll sich in etwa so anhören, als ob sich Mastodon, Darkthrone und Alice In Chains im Studio treffen würden, um auf alte The Cure-Songs zu jammen. Klingt sperrig, ist aber erst einmal nicht falsch.
Das instrumentale Intro „Inconsolable“ hält nichts davon, Aufbruchsstimmung zu heucheln, sondern stürzt sich sogleich dem eigenen Untergang entgegen. Isis treffen auf Wolves In The Throne Room, bleierne Schwere lastet auf Mannheimer Schultern. Der Titeltrack „Funeral Mouth“ tritt das Gaspedal durch, bewegt sich gen peitschenden Black Metal, durchzogen von Melancholie und Post Metal-Elementen, fies nach vorne gekeift. Über eine Spielzeit von knapp sieben Minuten experimentieren Planks mit verschiedenen dynamischen Kniffs und unorthodoxen Haken, verschnaufen nach dem Sprint sehr lange. Die klaren Gitarren haben durchaus Post-Grunge-Flair, die mächtigen Doom-Riffs nebst fiesem Gekeife mit schwacher Killing Joke-Note zwingen die eigene Ausdauer in die Knie.
Hat man diese anfängliche Hürde genommen, entwickelt sich der Rest des Albums zu einem Spaziergang mit kleinen Überraschungen. „Agnosia Archetype“ weiß zu rocken, versteht sich abermals auf Depression, „Kingdom“ pustet die letzten Crust-Reste durch die Boxen und „Scythe Imposter“ wird zur launischen Hymne mit großem Refrain. Joseph E. Martinez von Junius steuert den Klargesang bei, der wahrlich unter die Haut geht und auf bezaubernde Art und Weise verstört. Auch das Ende des Albums ist rein instrumentaler Natur: „The Spectre (Black Knives To White Witches)“ könnte die Zukunft von Planks andeuten. Man versteht sich hier offensichtlich als Erben Isis‘, lässt Mastodon mit Russian Circles kollidieren und kokettiert selbst mit der post-urbanen Rock-Katastrophe der Landsleute Collapse Under The Empire.
Vor allem aber ist „Funeral Mouth“ ein typischer Grower. Diese 45 Minuten nach den ersten beiden Durchläufen klar zu erfassen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Gerade der Kontrast zwischen sperrigem Black Metal-Geballer, depressiven Rock-Elementen und epischen, instrumentalen Klangflächen mit progressiver Note verstört, bäumt sich auf, gibt sich widerspenstig und lässt sich nicht so recht zähmen. Hat man sich erst einmal an das dritte Planks-Album erfolgreich herangetastet, kommt man so schnell nicht davon los. Der Teufel steckt im Detail, grinst diabolisch durch die tiefschwarze Nacht und versteht sich auf Verführung. Mit dieser leichten Kurskorrektur setzen die Mannheimer einen Schritt in die richtige Richtung und wissen mit einem mächtigen, hochgradig empfehlenswerten Album zu überzeugen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 12.10.2012
Erhätlich über: Golden Antenna (Broken Silence)
Website: www.walkingonplanks.com
Facebook: www.facebook.com/pages/Planks/135871916462217
Letzte Kommentare