The Sorrow – Misery Escape
Von wegen altbacken: Auch wenn Metalcore seit Jahren das Stigma anhaftet, überholt und wiederholend zu sein, bleibt dennoch eine kleine aber feine Menge an Bands, die diesen Stil immer noch in Perfektion zelebriert und dabei für die nötige Abwechslung sorgen. Zu diesen Spezialisten zählen die heimischen Vorzeige-Melodiker The Sorrow, die 2007 mit ihrer ersten Platte „Blessings From A Blackened Sky“ auch den schwierigen deutschen Markt eroberten und seither Dauergäste auf großen europäischen Festivals sind. Für ihr viertes Album „Misery Escape“ übersiedelten die Vorarlberger zu Napalm Records, wo sie ihren besonderen Sound kultivieren und perfektionieren.
Etwaige Zweifel, ob das ach so ausgelutschte Metalcore-Genre auch The Sorrow in den Abgrund reißt, werden sofort eliminiert. „Retracting Memories“ eröffnet mit einem mächtigen Schwedentod-Riff, das kurzzeitig an die letzte Arch Enemy-Platte erinnert, bevor ein mächtiges Squeal den klassischen Band-Habitus ins Rollen bringt, angefeuert durch einen gewohnt melodischen Refrain. „Burial Bridge“, an dritter Stelle gelegen, ist der erste Hit dieser Platte, baut auf ein klassisches, mehrstufiges Metal-Riff als Stütze eines mächtigen Tracks. Hardcore-Brücke, hymnischer Refrain, Killswitch Engage-Gestik, finsteres, brutales Breakdown – die Zutaten sind bekannt, die Mischung funktioniert jedoch und zaubert ein echtes Brett.
Ob „Perspectives“ mit dezentem Keyboard-Unterbau, das stellenweise überraschend brachiale „A Thin Red Line“ mit Heaven Shall Burn-Melodik oder das kurze, knappe „A Reason“ – Fans bekommen hier klassische Kost serviert, die durch einen Hauch Moderne und Genre-Crossover frisch gehalten wird. Mit den letzten drei Songs wagen The Sorrow einige Experimente. „Lost Chapters“ ist ein düsterer, schwerfälliger Brocken mit leichter Doom-Schlagseite, unorthodox strukturiert und doch mächtig im Abgang. In „Dead Home“ erhöhen die Vorarlberger die Schlagzahl und setzen auf breite Instrumentalpassagen. Schwierig ist es hier hingegen mit den Lyrics, die höchst persönlicher Natur sind, gerade im Refrain aber ein wenig unbeholfen wirken. Abschließend versucht sich „Follow The Lights“ an semi-balladesken Killswitch Engage-Klängen, die zugegebenermaßen aufgesetzt wirken und dem überlangen Song nicht entgegenkommen. Das bisschen Gekeife zwischendurch rettet vor der Anonymität.
Verkrampft wirken sie, die beiden letzten Tracks, die Frische geht für einige wenige Minuten verloren und sorgen für einen unterkühlten Abgang. Was sich davor abspielt, überzeugt dafür voll und ganz. Längst haben The Sorrow ihre Metalcore-Formel gefunden, die sie stets ein wenig variieren, um interessant und frisch zu bleiben. Ein paar Keyboards hier, zusätzliche Growls da, Rock-Riffs zwischendurch – es sind eigentlich relativ schlichte Bausteine, die die Vorarlberger ihrem Sound hinzufügen, dafür aber effektiv eingesetzt. „Misery Escape“ macht Laune, bietet einmal mehr starke, unterhaltsame Kunst der Genre-Veteranen und untermauert ihren Status als eine der besten heimischen Metal-Bands der Gegenwart.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.10.2012
Erhätlich über: Napalm Records (Universal Music)
Website: www.thesorrow.net
Facebook: www.facebook.com/thesorrowofficial
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
Letzte Kommentare