Antimatter – Fear Of A Unique Identity

| 26. November 2012 | 0 Comments

Antimatter

Es war eine lange Zeit der Studio-Stille für Mick Moss und Antimatter. Mehr als fünf Jahre liegt der Release von „Leaving Eden“ mittlerweile zurück, unterbrochen von einem Live-Album und der Compilation „Alternative Matter“. Mittlerweile gibt es die Briten im Bandformat, unter anderem durch die lettische Sängerin Vic Anselmo verstärkt. Der Prämisse, nachdenkliche, melancholische Rockmusik mit großen Gesten zu schreiben, ist man natürlich treu geblieben. „Fear Of A Unique Identity“ befasst sich mit gesellschaftlichen Zwängen und Ausgrenzung, und erscheint, dies als unbedeutendes Detail am Rande, gleichzeitig mit dem Re-Release des Alternative 4-Debüts „The Brink“ von Moss‘ ehemaligem Antimatter-Mitstreiter Duncan Patterson.

Wer sich nach der Video-Auskopplung „Uniformed & Black“ jedoch ein packendes, flottes Rockalbum erwartet, sollte zumindest ‚flott‘ aus dem Sprachgebrauch streichen. Dabei hat besagter Song alles, was ein Teaser benötigt: Energie, vergleichsweise scharfkantige Gitarren, knisternde Spannung, einen Hauch Elektronik und einen packenden – da ist dieses Wort wieder -, hymnischen Refrain. In eine ähnliche Kerbe schlagen, wenn auch deutlich länger und epischer angelegt, der wankelmütige Monolith „Wide Awake In The Concrete Asylum“, der sowohl beinahe metallische Exkurse als auch melancholische Zwischenparts zu so etwas wie einem Übersong vereint, und der Opener „Paranova“. Hier heulen die Gitarren schon mal schön schaurig, werden von dezent eingesetzten Samples zerhackt und bieten Mick Moss die perfekte Bühne für seinen Klage-Gesang.

Auf der anderen Seite stehen deutlich ruhiger instrumentierte, nachdenkliche Tracks, die exemplarisch für die Antimatter’sche Experimentierfreudigkeit stehen. Eines von vielen Highlights ist „Monochrome“, das mit Piano und Samples zu Beginn ein wenig an Project Pitchfork erinnert, in weiterer Folge ungemein von Vic Anselmos Backings profitiert. Das Ergebnis ist so etwas wie Gothic Rock, der mit klassischen Genre-Klischees erfrischend wenig zu tun hat. Auch die mürrische Ballade „Here Come The Men“ und das montröse „Firewalking“ mit Harmonika und kurzem, hart rockenden Gefühlsausbruch haben es in sich. Das semi-akustische, folkige „A Place In The Sun“ mit einem Sound, wie ihn aktuell unter anderem Ancient VVisdom re-popularisieren, rundet diesen Longplayer entsprechend spektakulär ab.

Einzig der Sinn des Zwischenspiels „The Parade“ erschließt sich nicht so ganz. Was wie eine höllische, rasante Abfahrt für zwischendurch klingt, wirkt vor besagtem Rausschmeißer ein wenig deplatziert, so verführerisch die Gesangsharmonien auch anmuten. Wo gehobelt wird, fallen eben auch Späne. Antimatter müssen sich somit einzig vorwerfen lassen, bei der Reihung der Songs einen kleinen Schönheitsfehler begangen zu haben – Makulatur, wenn man sich die Wechselwirkung der verschiedenen Stimmungen, die tiefe Betrübtheit und das förmlich befreite Aufatmen, symbolisiert durch harte, beinahe metallische Gitarren, vor Augen führt. „Fear Of A Unique Identity“ macht jegliches Unken ob der langen Wartezeit obsolet und darf auf keiner Jahresbestenliste fehlen – ein melancholischer Trauerkloß mit kaum sichtbarem Silberstreif am Horizont und gewohnt faszinierendem Songwriting.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 23.11.2012
Erhätlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Website: www.antimatteronline.com
Facebook: www.facebook.com/antimatteronline

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Category: Magazin, Reviews

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