Interview mit Year Of The Goat
Während Griftegård eine kleine Pause einlegen, findet Sänger Thomas „Sabbathi“ Eriksson Platz für seinen Nebenschauplatz Year Of The Goat, bei denen auch unter anderem sein Bandkollege Per Broddesson tätig ist. Nach der starken EP „Lucem Ferre“ steht nun das Debütalbum „Angels‘ Necropolis“ in den Startlöchern, das okkulte Rockmusik vom Feinsten im Angebot hab. Worum es bei Year Of The Goat geht, wie man sich gefunden hat und was die Zukunft für Griftegård bereit hält, verraten Sänger Thomas „Sabbathi“ Eriksson und Keyboarder Mikael „Pope“ Popovic im Inteview.
Zu einem gewissen Grad liegen die Wurzeln von Year Of The Goat in Griftegård. Kannst du mir einen kleinen Überblick über die Entstehungsgeschichte dieser Band geben?
T. Sabbathi:
Griftegård wurden 2005 von Ola Blomkvist und Per Broddesson (Year Of The Goat-Gitarrist) gegründet, in etwa ein Jahr nachdem sich ihre letzte Band The Doomsday Cult aufgelöst hatte. Einige Monate danach stieg auch der ehemalige The Doomsday Cult-Schlagzeuger Dennis Ohlsson ein, übernahm jedoch den Bass. 2006 wurde das Line-Up schließlich durch Jens Gustafsson als Schlagzeuger und mich, Thomas, als Sänger vervollständigt. Kurze Zeit später nahmen wir unsere ersten drei Songs auf, von denen einer auf einem 7″-Doom-Sampler landete, während aus den anderen beiden unsere erste Demo „Psalmbok“, die als 12″ und als Single-CD erschien, wurde. 2009 nahmen wir unser Debütalbum „Solemn. Sacred. Severe.“ für Ván Records auf.
Für Year Of The Goat hatte ich (Gesang, Gitarre) bereits 2006 die Idee, eine Band zu gründen, deren Wurzeln tief in den 60s und 70s verankert sind. Damals war es nicht viel mehr als das: eine Idee. Die Band fand sich erst um 2009 herum und nahm ein Jahr später Fahrt auf. Wenn man es so betrachtet, hat es nicht besonders lange gedauert, bis unsere erste EP erschienen ist. Zu Beginn spielten Per (Gitarre), Frederik (Schlagzeug) und ich mit einigen Ideen, aus denen schnell vollständige Songs wurden, aber es dauerte eine Weile, bevor wir einen Vollzeit-Bassisten und einen dritten Gitarristen finden konnten. Auf der EP spielen nicht dieselben Mitglieder wie auf dem bald erscheinenden Album. Einige Mitglieder stießen erst am Ende der Aufnahmen zu uns.
Hat euch die Griftegård-Verbindung beim Deal mit Ván geholfen? Wie ist dieser zu Stande gekommen?
T. Sabbathi:
Ich spielte Sven von Ván Records „Of Darkness“ vor, als wir mit The Devil’s Blood auf Tour waren. Er hörte sich den Song vier Mal hintereinander an und nahm uns danach unter Vertrag.
Eure erste EP "Lucem Ferre" erhielt gute Kritiken. Rückblickend, wie zufrieden seid ihr mit dieser Veröffentlichung?
T. Sabbathi:
Darauf hatten wir natürlich gehofft. Die Songs, die wir für diese EP ausgewählt hatten, sind sehr abwechslungsreich. Wir dachten, sie würden der Öffentlichkeit zeigen, worum es bei Year Of The Goat geht: kürzere, – wenn du so willst – eingängigere Songs und längere, progressive Tracks. Als wir mit den Aufnahmen von „Lucem Ferre“ begannen, hatten wir weitere Songs mehr oder minder fertig geschrieben („Voice Of The Dragon“ vom kommenden Album wäre beinahe statt „Vermillion Clouds“ auf der EP gelandet), weswegen das fantastische Feedback auf die EP für uns keinen zusätzlichen Druck bedeutete. Wir hatten unseren Sound schon zur Gründung von Year Of The Goat gefunden und mussten nie nach unserer Identität suchen. Wenn dir „Lucem Ferre“ gefallen hat, wirst du das Album ebenfalls mögen. Es bietet mehr vor allem: kurze, hitverdächtige Songs, bis hin zu 70s-Prog-Monstern.
Wann war für euch die Zeit gekommen, zurück ins Studio zu gehen und das Album aufzunehmen?
T. Sabbathi:
In diesem Fall ist es besonders schwer zu sagen, weil es mit „Lucem Ferre“ so schnell ging. Wir versammelten uns alle und probten besonders ausgiebig, bis wir alle mit jedem Song zufrieden waren und spürten, dass der Zeitpunkt gekommen war, ins Studio zu gehen.
Gibt es bei Year Of The Goat einen Hauptsongwriter - egal für Musik oder Texte - oder erarbeitet ihr alles gemeinsam?
Pope:
Bislang entsprangen die meisten Ideen den bewussten und unbewussten Quellen im Geiste Thomas Sabbathis. Die Band ist der Filter und verfeinert die Musik und Texte, die durch sie durchfließen, bevor daraus ein Year Of The Goat-Song wird. In den Proben und bei den Aufnahmen werden gewisse Dinge bearbeitet, zum Beispiel Gesangsmelodien verändert. Kurzum: Thomas Sabbathi ist der Schöpfer, der Rest von uns versuchen seine Arbeit noch ein wenig heller strahlen zu lassen, sofern das möglich ist. Wir wissen noch nicht, wie sich das Songwriting für das kommende Album gestalten wird. Das wird wohl die Zeit zeigen.
Wofür steht der Albumtitel "Angels' Necropolis" und in wie weit steht er in Verbindung mit den Lyrics und dem Artwork?
Pope:
Über die Geschichte der Menschheit gesehen, ließen die Unsicherheit und die Furcht vor dem, was nach dem Tod kommt, uns der Spiritualität und der Religion zuwenden. In jenem Teil der Welt, in dem wir aufgewachsen sind, gab das Christentum die Antwort des allwissenden Gottes und seines eingeborenen Sohns. Wenn du an den Sohn glaubst und ihn als deinen Erlöser akzeptierst, bist du sicher. Du kommst in den Himmel, wenn du stirbst bzw. am Jüngsten Tag. Auf diese Art und Weise haben Kirche und Staat über Jahrhunderte die ängstlichen Massen kontrolliert. „Angels‘ Necropolis“ ist eine alternative Geschichte über jene Szenen, die in der Bibel das Ende aller Zeiten beschreibt. Luzifer ist der wahre Retter der Menschheit, der sich im Garten Eden opferte, der Menschheit durch den Apfel Wissen vermittelte und aus dem Himmel geworfen wurde, weil er Gott entgegentrat, der die Menschen als unaufgeklärte Haustiere halten wollte. Würde die Menschheit dumm bleiben, wäre sie leichter zu kontrollieren. Das Wissen, dass Luzifer ihnen gab, befreite sie von diesen Fesseln. Alles, was Gott der Menschheit durch seinen Sohn brachte, war eine Rückkehr zu einem Zustand der Dummheit und des blinden Glaubens an das Unglaubliche, ohne Fragen und ohne Grund; um erneut zu einer Schafherde in seinem privaten Streichelzoo zu werden. Wenn man an die Bibel glaubt, sind Luzifer, Satan und die Schlange ein und dieselbe Entität. Dies könnte eine Analogie für die Unterdrückung der Menschheit durch das Christentum sein. Ebenso könnte man unser Album als ein alternatives Ende sehen, in dem keiner der Unterdrücker im Himmel willkommen ist, wenn eine neue Ordnung in Kraft tritt. Es könnte auch um die Befreiung der Menschheit von den irdischen Fesseln gehen. Es könnte auch absolut nichts bedeuten – das liegt im Auge des Betrachters. Was bedeutet es für dich? Das ist entscheidend.
Um euren Pressetext zu zitieren: "Dem Album wohnt seine eigene Mythologie inne: die Geschichte des Aufstiegs Luzifers auf den Thron der Überwelt". Könnte man im Fall von "Angels' Necropolis" somit von einem Konzeptalbum sprechen?
Pope:
Es handelt sich hierbei mit Sicherheit um eine Art Konzeptalbum, das sich um das Thema ‚Befreiung’‘ dreht: „Ihr werdet zu Kindern, von Christus verkrüppelte Diener“; „befreit euch selbst im Licht Luzifers“ – viele Christen glauben, dass die Bibel das Wort Gottes ist, obwohl es in Wirklichkeit ein von Menschen geschriebener Text ist, ein von Menschen bearbeiteter Text, ein von Menschen zensierter Text, der den irdischen Regenten und deren Prämissen zur Zeit der Entstehung dieser Texte angepasst wurde. Luzifer ist das Symbol der Erleuchtung, der Intelligenz und des Triumphes der Freiheit über die Unterdrückung, Lügen und den Missbrauch von Menschen im Namen Gottes. Dies ist wohl eine Sicht der Dinge. Wir empfehlen mit Nachdruck, sich das Album von Anfang bis Ende anzuhören. Ich weiß, dass dies keine sonderlich originelle Aussage ist, aber wir haben viele Gedanken in dieses Album gesteckt, was man möglicherweise auch hört. Auch findet man verschiedene Arten des Verstehens.
Wenn es um Year Of The Goat geht, hört man immer wieder die Genrebezeichnung "Occult Rock/Metal". Stimmt ihr dieser Beobachtung zu, wo seht ihr euch selbst und wen würdet ihr als eure wichtigsten Inspirationsquellen bezeichnen?
Pope:
Musik in Schubladen zu stecken, ist oftmals eine schwierige Sache. Wir versuchen uns daran nicht zu beteiligen, aber „Occult Rock“ ist mit Sicherheit eine Möglichkeit, unseren Sound zu beschreiben. Die Einflüsse sind weit gesteckt, weswegen es schwer ist, bestimmte Quellen hervorzuheben, weil man damit automatisch Dutzende andere übersieht. Wir sind zu sechst und entsprechend unterschiedlich sind unsere Einflüsse. Als wahre Musik-Nerds hören wir viele verschiedene Sachen, aber da wir Musik der späten 60er und frühen 70er lieben, haben wir uns besonders auf Sachen aus dieser Zeit konzentriert. „Regeln“, wie bestimmte Genres zu klingen haben, waren meiner Meinung nach damals noch nicht so ausgeprägt wie heute. Uns geht es vor allem um Melodien und wie man mit Motiven umgeht, diese entdeckt, mit verschiedenen Formen experimentiert. Gleichzeitig bleiben wir offen für jedwede Idee, die sich während dem Songwriting ergibt. Hoffentlich ist dabei etwas entstanden, das sich echt anfüllt. Uns geht es nicht darum, anders zu sein, wir wollen wir selbst sein; das ist mit Sicherheit der beste Weg für uns.
Bislang sind noch kaum Tourdaten bekannt. Wann kann man euch live sehen, speziell in Österreich?
Pope:
Wir wollen so oft wie möglich auftreten und überall hin reisen. Österreich ist da natürlich keine Ausnahme; hoffentlich wollen uns genügend Leute sehen, das würde das Booking einer Tour einfacher machen. Es gibt Pläne für das kommende Frühjahr, aber momentan befindet sich noch alles in der Schwebe und wir wissen nicht, ob Österreich auch ansteht, aber ich hoffe darauf. Es ist schon einige Zeit her, dass ich das letzte Mal hier war.
Generell, wie sehen eure Pläne für die kommenden Wochen und Monate aus?
Pope:
Wir spielen zwei Konzerte in Finnland, in Helsinki und Oulu, am 23. und 24. November. Das Album wird am 7. Dezember veröffentlicht und zwei Wochen später mit einer kleinen zeremoniellen Versammlung in unserer Heimatstadt gefeiert. An diesem Tag bricht eine neue Ära an, wenn der 13. Baktun, der Maya-Kalender, endet. Dies könnte der Anfang von etwas Neuem sein oder auch das Ende aller Zeiten. Jene, die überleben, werden es herausfinden.
Als Fan von "Solem. Sacred. Severe" muss ich kurz das Thema wechseln: Wie ist es um die Zukunft von Griftegård bestellt? Gibt es Pläne für ein neues Album?
T. Sabbathi:
Das freut mich zu hören! Sei dir sicher, dass wir genug Material für ein zweites Album beisammen haben, das veröffentlicht wird, wenn die Zeit reif ist. Es wird „An Orgy Of Surrender“ heißen und keine drastischen Veränderungen mit sich bringen. Am 16. März 2013 werden wir in Stockholm auf der Bühne stehen.
Was macht Year Of The Goat hörenswert und/oder einzigartig?
Pope:
Für mich, wenn ich so bescheiden sein darf, sind es viele verschiedene Dinge: die Melodien, die Dunkelheit, die jederzeit aus einem Schleier an fragiler, manchmal süßer Melancholie hervortreten kann, die Dynamik, die von einer beinahe hypnotisch arrangierten Ruhe bis hin zum Ausbruch von totalem Chaos reicht. Das sind einige der Dinge, die mich ein Teil dieser Band sein lassen wollten. Die Musik ist eine emotionale Reise vom ersten bis zum letzten Song. Ob das einzigartig ist, bleibt dem Hörer überlassen. Ist einzigartig ein synonym für gut? In diesem Fall sind wir einzigartig, sehr einzigartig (lacht).
Abschließend bitte ich euch um einige letzte Worte:
T. Sabbathi:
Danke für das Interview und deine Unterstützung. Lepaca lucem ferre!
Pope:
Lepaca lucem ferre!
Vielen Dank für das Interview. Im Namen von Demonic-Nights wünsche ich euch alles Gute für die kommenden Monate und hoffe euch bald auf Tour in Österreich begrüßen zu dürfen.
Website: www.yearofthegoat.se
Facebook: www.facebook.com/yearofthegoat
Category: Interviews, Magazin
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