Amenra – Mass V
Die Kirche des Amen Ra öffnet ein weiteres Mal ihre Pforten und geht einmal mehr auf großen Mitgliederfang. Passend dazu lassen sich die Vordenker Amenra inmitten von alten Käfigen ablichten, die sie eigentlich nicht nötig haben. Musikalisch sind die Belgier längst über alle Zweifel erhaben mit ihrer klaustrophobischen Mischung aus Sludge, Post Metal und einer Prise Crust. Zwar sind seit dem letzten Studioalbum „Mass IIII“ bereits vier Jahre vergangen, doch zahlreiche Splits und Kleinformate verkürzten die Wartezeit erheblich. Nun wird zum fünften Mal die Messe gelesen in Form von, wenig überraschend, „Mass V“.
Vier Monolithen mit einer Spielzeit von mehr als 40 Minuten spielen einmal mehr mit gängigen Hörgewohnheiten. Der ‚Gesang‘ wirkt erneut wie ein eigenes Instrument, Worte sind an vielen Stellen kaum zu identifizieren, sind aber auch nicht zwingend erforderlich – die heiseren, verzweifelten Schreie stehen für sich. Getragen von wuchtigen, dennoch vergleichsweise schlichten Drums und erhabenen, nachdenklichen Gitarren, wachsen die Songs zu wahren Monstern, ohne dabei tatsächlich zu ‚lärmen‘. Stattdessen lassen Amenra in längeren Breaks so etwas wie Ruhe einkehren, beispielsweise im druckvollen, klaustrophoben „Boden“ oder dem knapp 13 Minuten langen, atemlosen „À Mon Âme“.
Einsteigerfreundlich, wenn man das so sagen kann, sind der erste und letzte Track der Platte. „Dearborn And Buried“ führt vor allem an Colin H van Eeckhouts ’spezielle‘ Screams heran, während „Nowena | 9.10″“ nach einem überlangen Intro gen Apokalypse steuert mit schweren, geradezu bleiernen Gitarren und einer manischen Melodie, die nach und nach herausgearbeitet wird, ja sogar an atmosphärisch-misanthrope Black Metal-Kollegen erinnert. Amenra selbst sind einmal mehr über jeden Zweifel erhaben. Freilich sind die teils recht langen Pausen und Interludes nicht für alle gleichermaßen geeignet, schaffen dafür die nötigen Verbindungen und Verschnaufpausen zwischen den manischen Monolithen. „Mass V“ geht unter die Haut und fördert Depressionen für Feinschmecker – business as usual.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 07.12.2012
Erhätlich über: Neurot Recordings (Cargo Records)
Website: www.churchofra.com
Facebook: www.facebook.com/churchofra
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