Hanging Garden – At Every Door
An einen hängenden Garten will man im Winter nicht denken, auch wenn die dazugehörige Musik die Jahreszeit durchaus zu begleiten weiß. Hanging Garden aus Finnland begannen 2004 als Death- / Doom-Band und haben auch bereits zwei Alben auf dem Markt, öffneten sich in den letzten Jahren aber mehr und mehr Gothic- und Paradise Lost-Einflüssen. Obendrein musste man die gesamte Rhythmusabteilung ersetzen und hat mit Toni Toivonen einen neuen Sänger am Start, der nun erstmals auf Platte zu hören ist. „At Every Door“ zeigt, dass sich die Finnen in ihrer neuen Besetzung bereits gefunden haben.
Was die Finnen auf ihrem dritten Album zelebrieren, ist in seiner Düsternis und Hoffnungslosigkeit beklemmend wie beeindruckend. „Ten Thousand Cranes“ eröffnet mit einer Prise Elektronik, lässt aber schnell schwere, geradezu bleierne Gitarren die letzte Blume zertrampeln. Chef im Ring ist eindeutig Toni Toivonen, der nicht nur mit seinen infernalen, überwältigenden Growls begeistert, sondern auch seinen Klargesang beinahe religiös zelebriert, eine Messe zu lesen scheint. Das schwerfällige, bedrückende Arrangement, das in Richtung Katatonia und Ghost Brigade salutiert, ist das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem I.
Gerade an die klirrend kalten Goth-Ausflüge muss man sich erst gewöhnen. „The Cure“ erschließt sich beispielsweise erst nach dem dritten oder vierten Durchlauf, wobei gerade die seelenlosen Gitarren das emotionale Kargland aufmischen. Auf der anderen Seite stehen monumentale Hymnen wie „Hegira“ und „Wormwood“, die Zerstörung mit Melodik, Weltuntergang und Anmut paaren, und gerade in den klar gesungenen Passagen durchaus nahe gehen. Am besten lässt sich der Sound von Hanging Garden wohl im abschließenden „To End All Ages“ zusammenfassen, einem mehr als zehn Minuten langen Monster, das verstörend beginnt, Grabesstimmung heraufbeschwört, und in seinen instrumentalen, nachdenklichen Einschüben ein wenig an die Größe von „Harvest“, die aktuelle The Man-Eating Tree-Platte, erinnert, und zeigt, wohin es für The Chant gehen könnte.
Wünsche bleiben keine offen, wobei man ein wenig Sitzfleisch und Geduld investieren muss, bevor sich „At Every Door“ endgültig entfaltet. Mit Toni Toivonen ist den Finnen ein Glücksgriff gelungen: Einerseits erinnert er angenehm an seinen Vorgänger, ohne zu einer bloßen Kopie zu verkommen, und andererseits verfügt er über die nötige Präsenz, um selbst etwas zähere Momente in einem schillernden Licht strahlen zu lassen. Im Endeffekt ist das dritte Hanging Garden-Album jenes Mini-Meisterwerk, das man Veteranen zutrauen würde, nicht aber einer Band, die zwischen zwei Platten gleich drei Mitglieder austauschen musste. Auch wenn man sich live aufeinander abspielen konnte: „At Every Door“ ist für sich bereits großartig, angesichts seiner Entstehungsgeschichte geradezu monumental und gehört zu den ersten großen Alben des neuen Jahres.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 25.01.2013
Erhätlich über: Lifeforce Records (Soulfood Music)
Website: www.hanging-garden.net
Facebook: www.facebook.com/pages/Hanging-Garden/8829792427
Letzte Kommentare