5th Of November – The Ocean Inside
Der Kreis schließt sich langsam aber sicher. Aufgefallen waren die bereits 2005 gegründeten Salzburger 5th Of November zuletzt vor vier Jahren mit ihrer EP „Pursuit“, damals noch im Thrash- / Melodic Death-Grenzgebiet angesiedelt, gleichzeitig auch der Beginn ihrer musikalischen Evolution. Seither teilte man sich die Bühne unter anderem mit The Sorrow, As I Lay Dying und Job For A Cowboy, während eine gefühlte halbe Ewigkeit am Debütalbum geschraubt wurde und aus dem erhofften November-Release (pun intended) doch nichts wurde. Nun steht „The Ocean Inside“, aufgenommen und gemischt von Jakob Klingsbigl (Belphegor), gemastert von Heaven Shall Burn-Gitarrist Alexander Dietz (Neaera, Maroon, War From A Harlots Mouth), endlich in den Startlöchern.
Mittlerweile ist man bei thrashigem Deathcore angekommen, findet die Band, und hat damit durchaus recht, wobei die ohnehin aufgeweichten Grenzen zwischen Deathcore und ‚herkömmlichem‘ Death Metal verschwimmen. Zunächst muss man sich aber an den Sound gewöhnen: laut, brachial, leicht undergroundig, dennoch eine Spur zu rau. Die beiden jeweils sechs Minuten langen Opener „Relentless Like Fire“ und „Control“ rauben vor allem die Luft zu Atmen, wenn die Presslufthammer über den Brustbeinen der für kurze Zeit betäubten Hörerschaft angesetzt werden. Wer braucht schon die sprichwörtliche feine Klinge, wenn man derart schlagkräftige, martialische Argumente hat?
Zugegeben, das ungestüme Auftreten erschlägt beinahe, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Vor allem aber darf man 5th Of November nicht gleich als Krawallos abschreiben – die Songs haben wesentlich mehr Tiefgang, als man zunächst annimmt, werden dynamisch angelegt und neigen zum gelegentlichen Gummitwist. Duffs Vocals – vornehmlich infernales Growlen, Klargesang wird nur in seltenen Fällen ohne Qualitätsverlust eingesetzt – hämmern sich in die willigen Schädel, insbesondere in „Chapter5661“, Blendgranate und Hit in einem.
An die methodisch eingesetzte Härte und den Lautstärken-Wahn gewöhnt man sich problemlos, mit den kleinen instrumentalen Zwischenspielen verhält es sich nicht einfach. Kleinere Verschnaufpausen schaden angesichts der unnachgiebigen Prügelattacken mit melodischen Einschüben zwar nicht, sie bringen vor allem im Fall von „Contemptio“ und „Desperatio“ keinen nennenswerten Mehrwert; dafür liegen diese beiden Denkpausen, einzig vom grundsoliden Titeltrack unterbrochen, viel zu eng beisammen, stören sogar den Fluss des Albums ein wenig. Lässt man sich im Vorfeld jedoch vom sieben Minuten langen Höllenritt „The Good Shepherd“ die Großhirnrinde massieren, relativiert sich die Angelegenheit. Ja, man beschwert sich auf hohem Niveau.
Schwer zu glauben, dass „The Ocean Inside“ tatsächlich das erste Album der Salzburger ist. Natürlich bringen 5th Of November ordentlich Erfahrung mit und haben lange genug an diesem Full-Length-Einstand gearbeitet. Gelohnt hat es sich allemal, man muss bloß hineinfinden und darf sich von der Klang gewordenen Dampfwalze nicht überrollen lassen. Zwar gibt es hier und da kleinere Schönheitsfehler, doch das sind Peanuts. Die deutsch-österreichische Freundschaft setzt Blendgranaten am laufenden Band ab, die trotz stattlicher Spielzeit nicht langweilen. 5th Of November muss man live erlebt haben, am besten im Rahmen ihrer CD-Release-Show im MARK.freizeit.kultur in Salzburg am 9. März.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.03.2013 (digital) / 09.03.2013 (CD)
Erhätlich über: Eigenvertrieb
Website: www.5thofnovember.at
Facebook: www.facebook.com/5thofnovembermetal
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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