Kongh – Sole Creation
Noch sind Kongh nicht viel mehr als ein Geheimtipp, was sich jedoch bald ändern sollte. Das schwedische Doom-Trio aus Nässjö und Växjö überzeugte bereits auf seinen ersten beiden Alben „Counting Heartbeats“ und „Shadows Of The Shapeless“ mit einer homogen-manischen Mischung aus verhältnismäßig klasssischen Klängen, YOB’scher Finsternis und einem Händchen für Stoner sowie Psychedelica. Letzteres wurde ein wenig ausgebaut und lässt „Sole Creation“ nach knapp vier Jahren Full-Length-Stillschweigen wie einen abgefahrenen Trip in das Death Valley-Bongwasser der etablierten Doom-Höllenhämmer klingen.
Vier Songs mit Spielzeiten von knapp neun bis etwas über 13 Minuten gehen an die Substanz, getragen von bissigen, druckvollen Drums und Gitarrenparts, die von monotonem, „traditionellen“ Geschrubbe bis hin zu beinahe rockigen, Mastodon-artigen Klängen reichen. Stellenweise fühlt man sich ein wenig an „Leviathan“ und „Remission“ erininert, wenn das barbarische „Tamed Brute“ Einzug hält. David Johanssons Vocals nehmen eine zentrale Rolle ein, gerade wenn er sich seinem tänzelnden, leicht nasalen Klargesang widmet. Gepaart mit einer Prise Space Rock, flattert er förmlich über dem Arrangement, dreht und windet sich wie ein Aal, nur um im nächsten Moment finstere, geradezu infernale Growls auszupacken.
Die Kunst an dieser Platte sind die zahlreichen Kehrtwendungen und labyrinthartigen Strukturen, die zu keiner Zeit aufgesetzt wirken, sondern strikt songdienlich sind und den geduldigen Hörer jeweils durch beinahe monumental anmutende Finali entlohnt. So stört es auch kaum, wenn sich „The Portals“ kurzzeitig in seinem eigens kreierten Sägewerk verliert – die daraus resultierende Schnappatmung wird durch ein mörderisches Solo abgerundet. Aber auch „Sole Creation“, der eröffnende Titeltrack, versteht es, mit seinen Reizen nicht zu geizen, packt für 30 zähe Sekunden schleppende Old School Death Metal-Gitarren aus, die schließlich in einen weiteren leidenschaftlichen Stoner-Doom-Höhepunkt aufgehen.
Müsste man einen Track aus diesem epochalen Werk herauspicken, so kommt man um das packende Finale „Skymning“ (dt. „Abenddämmerung“) nicht herum. Sachte, geradezu bedächtig intonieren Kongh die ersten knapp drei Minuten, vornehmlich von klaren Gitarren und ebenso weichem Gesang dominiert. Erst dann, wenn auch nur kurz, schrauben die Schweden den Grad der Intensität für so etwas wie einen Refrain ein wenig nach oben. Das obligatorische schwermetallische Auftreten sparen sie sich jedoch für das große Finale auf, eingeleitet durch nachdenkliche, instrumentale Psychedelica. Man sieht die Sonne vor dem inneren Auge untergehen, nimmt die Verfärbungen des Abendhimmels wahr und tappt schließlich in nicht enden wollender Dunkelheit.
Für eine Dreiviertelstunde entführen Kongh in ihre Welt, in der Doom auch ohne die allmächtigen Black Sabbath funktioniert, die Stoner von Kyuss trennen kann und Ausnahmesänger David Johansson in den Mittelpunkt rückt, der in seinen besonders melodischen Momenten schon mal an Layne Staley erinnert. Man muss sich mit „Sole Creation“ konzentriert auseinandersetzen, diese vier monströsen Kreaturen auf sich wirken lassen, unterstützt durch mächtige Kopfhörer, immer und immer wieder. Selbst wenn die Schweden gelegentlich zu vergessen scheinen, den nächsten Abschnitt eines Songs einzuläuten, es funktioniert. Schon jetzt ist „Sole Creation“ eines der besten Alben des Jahres. In einer perfekten Welt dominieren Kongh von nun an die Doom-Landschaft. Nach dem Abgang von Candlemass und Cathedral wäre das eine oder andere Plätzchen frei.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 22.02.2013
Erhätlich über: Agonia Records (Soulfood Music)
Website: www.kongh.net
Facebook: www.facebook.com/KonghDoom
Letzte Kommentare