Interview mit Øyvind Moland von Dominic
Seit mehr als einer Dekade sind Dominic aus Trondheim gemeinsam unterwegs. Das Quartett aus Norwegen agiert musikalisch im Spannungsfeld zwischen Screamo, (Post-)Hardcore, Punk und Post Rock, ohne sich so recht auf einen bestimmten Sound festnageln zu lassen. Für ihr drittes Album versuchen sie nun etwas Neues. Nahm man sämtliche vorangegangenen Groß- und Klein-Releases stets möglichst schnell und live auf, ließ man sich dieses Mal deutlich mehr Zeit, reduzierte bereits 2010 die Zahl an Live-Auftritten, um konzentriert an neuem Material zu arbeiten. „Persona“ zeigt, dass sich dieser Mehraufwand gelohnt hat. Ob sich dieser neue Ansatz gelohnt hat, verrät uns Schlagzeuger Øyvind Moland, und spricht über den Persona-Begriff des schweizerischen Psychologen Carl Jung.
Nachdem ihr eure bisherigen Veröffentlichungen möglichst schnell und live aufgenommen habt, habt ihr für euer drittes Album "Persona" eine neue, deutlich langsamere Variante gewählt. Was hat euch dazu bewogen?
Die meisten Songs unserer früheren Aufnahmen waren fertig, bevor wir ins Studio gingen. Dort lag unser Hauptaugenmerk darauf, sie schlicht und ergreifend auf Platte zu bannen. Außerdem hatten wir mit knapp bemessenen Deadlines, was das rechtzeitige Abliefern der Aufnahmen an das Presswerk betrifft, zu kämpfen, weswegen wir in manchen Fällen nicht 100%ig zufrieden mit dem Ergebnis waren, aber dennoch fertig werden mussten.
Das wollten wir dieses Mal vermeiden und begannen im Frühjahr 2012 mit der ersten Aufnahme-Session für „Persona“. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch kein konkretes Veröffentlichungsdatum und einige jener Songs, die es schließlich auf das Album schafften, waren noch nicht einmal geschrieben. Wir haben uns dazu entschlossen, die Songs rund um unsere Studiozeiten herum zu schreiben, um mehr Zeit zu haben, uns ohne den Stress einer Deadline auf das Songwriting, Abmischen und die Produktion zu kümmern. Zum Ende hin wurde es dennoch ein wenig stressig und wir haben uns dazu entschieden, einige der Songs, die wir eigentlich auf dem Album haben wollten, zu überschrieben, aber insgesamt sind wir mit dem Ergebnis und der Platte glücklich.
Ihr seid also mit dieser Aufnahmemethode zufrieden? Was waren für dich die Vorteile, was die Nachteile?
Ja, ich glaube schon. Es gab uns genug Zeit, Songs aufzunehmen und die Ideen in Ruhe anzuhören. Ebenso konnten wir das Songwriting mit unserem Alltag kombinieren. Nachteil ist wohl, dass dieser Prozess ziemlich zeitaufwendig war.
Zwischen eurem letzten Album "Nord" und "Persona" habt ihr ein paar Klein-Releases veröffentlicht. Stammen diese von besagten Aufnahme-Sessions?
Die 2011 erschienene 7″ mit „Skin Deep“ und „A New Day“ wurde im selben Jahr, ich glaube innerhalb eines Tages, aufgenommen. „Right For Me“ von der letztjährigen 10″ stammt aus einer „Persona“-Session.
Die Songs dieser Vinyl-Singles haben es letztendlich auch auf euer neues Album geschafft. In wie weit ähneln die ursprünglichen Aufnahmen jenen auf "Persona"?
„Skin Deep“ und „A New Dawn“ wurden neu aufgenommen, wodurch sie anders klingen, aber größtenteils den Single-Versionen entsprechen. Die Drums in „Skin Deep“ sind anders, der Beat wurde leicht verändert. „Right For Me“ wurde neu gemischt und gemastert, die Aufnahme entspricht der 10″-Version.
Gibt es bei euch - egal ob für Lyrics oder Musik - einen Hauptsongwriter?
Dan (Ove Nilsen, Sänger und Bassist) schreibt alle Texte, das ist seine Domäne. Die Musik schreiben wir gemeinsam. Wir bringen alle unsere Ideen ein, egal ob das nun ein Riff, ein Beat oder ein kompletter Song ist. Meistens bringen wir diese Ideen in den Proberaum und machen aus verschiedenen Ideen und Entwürfen einen Song.
Euer neues Album trägt den Titel "Persona", angelehnt an Carl Jungs Persona-Begriff. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr euch mit Jungs Theorien und Terminologie befasst habt?
Dan hat einige Texte geschrieben, die sich mit diesem Begriff befasst haben, was uns dazu bewogen hat, dieses Konzept zu diskutieren. Es ist ein interessantes Konzept, mit dem sich viele Leute, uns inkludiert, zu einem gewissen Grad identifizieren können. Ich glaube, dass viele Menschen verschiedene Rollen in einem normalen modernen Leben einnehmen müssen.
Die Rollen, die wir in Beziehung zu oder in Beziehungen mit den verschiedenen Menschen, mit denen wir interagieren, spielen, können ebenso die Frage aufwerfen, ob es so etwas wie ein konstantes und echtes Ich gibt. Ich will jedoch nicht zu tief in diese Materie eintauchen, finde das Thema aber interessant und halte es für etwas, das wir in unseren Leben erkennen können. Die Rollen als jemandes Bandmitglied, Vater, Sohn, Lebenspartner, Vorgesetzter, Angestellter etc. sind Beispiele für „Light-Versionen“ verschiedener Persona.
Wie weit habt ihr den Persona-Begriff in die Texte eures neuen Albums eingebaut? Würdest du von einem Konzeptalbum sprechen?
„Persona“ ist kein Konzeptalbum, aber manche Texte können mit dem Titel in Verbindung gebracht werden.
Das Artwork von "Persona" ist, gelinde gesagt, faszinierend ausgefallen. Auf der einen Seite hat man all diese Bilder, möglicherweise von ein und derselben Person, auf der anderen Seite diese alte Küche und das dreckige Fenster. Wo wurden diese Fotos gemacht und wie weit sind sie mit dem Albumtitel und den Lyrics verbunden?
Die Fotos hat Thomas Hack von Denovali Records gemacht, ich weiß allerdings nicht wo. Die Frage nach dem Bezug zum Albumtitel kann ich nicht mit Sicherheit beantworten. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass jeder, der Visuals für uns macht – egal, ob es sich dabei um das Artwork für eine Platte oder ein Video handelt – die relevanten Songs und Lyrics sowie unsere Gedanken zum entsprechenden Artwork vorab erhält. Das war auch hier der Fall, also vermute ich, dass Thomas dies als Inspiration für das Artwork verwendet hat. Wie du richtig bemerkt hast, sieht es ganz danach aus, und wir sind sehr zufrieden damit.
Musikalisch tanzt ihr auf zahlreichen Hochzeiten, behaltet dabei aber stets klare Strukturen und ein homogenes Gesamtbild im Auge. Man findet Elemente von Screamo, Hard Rock, Punk, Post-Hardcore, ja sogar so etwas wie Prog in eurem Sound. Wo siehst du euch musikalisch?
Es ist schwer, auf diese Frage eine Antwort zu finden, aber ich glaube, dass wir uns irgendwo zwischen all den Genres bewegen, die du gerade aufgezählt hast. Die Bands, die wir vor allem in unseren jungen Jahren gehört haben, vereinen diese und weitere Genres zu einem gewissen Grad in sich. Nun, da wir schon so lange zusammen spielen, haben wir angesichts der breiten Palette an Quellen der Inspiration hoffentlich etwas erzeugt, das zusammenhängend und strukturiert klingt. Wir beziehen unsere Inspiration immer aus dem, was wir als Nächstes machen; egal, ob das nun eine Platte, ein Konzert oder eine Tour ist.
Noch habt ihr keine Tourdaten bekannt gegeben. Wird man euch irgendwann in Österreich live erleben können?
Wir werden im April und Mai einige Release-Shows in Norwegen spielen, und wollen im Herbst nach Mitteleuropa kommen. Wir wissen noch nicht genau, wohin es uns verschlagen wird, aber es wäre cool, zurück nach Österreich zu kommen. Wir hatten einige gute Shows in Wien. Die norwegischen Termine werden bald bekannt gegeben.
Wie sehen generell eure Pläne für die kommenden Wochen und Monate aus?
„Persona“ erscheint offiziell am 22. März. Wir können es kaum erwarten, zu enthüllen, woran wir so lange gearbeitet haben. Im April und Mai werden wir die Konzerte in Norwegen spielen. Darüber hinaus gibt es momentan noch keine konkreten Pläne, aber wir überlegen uns, wie erwähnt, etwas für den Herbst.
Was macht Dominic einzigartig?
Diese Frage ist schwer zu beantworten, aber ich glaube, es ist der zuvor angesprochene Genre-Mix sowie die Art und Weise, wie wir diese verschiedenen Einflüsse zu etwas klar Strukturiertem und Homogenen (in Ermangelung besserer Beschreibung leihe ich mir deine Worte), dabei aber stets Energiegeladenen zusammenfügen. Über die Jahre haben wir, glaube ich, einen Sound entwickelt, der Dominic einzigartig macht. Generell finde ich es schwer, Musik mit Worten zu beschreiben, und lasse lieber die Musik für sich sprechen, aber ich hoffe, wir können mit unserer Musik und unseren Texten Emotionen hervorrufen.
Die letzten Worte gehören dir:
Zieht euch „Persona“ rein, sobald es erscheint, und schaut vorbei, wenn wir in eurer Nähe spielen.
Vielen Dank für deine Zeit. Im Namen von Demonic-Nights wünsche ich euch alles Gute für "Persona" und hoffe euch bald auf Tour zu sehen.
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Category: Interviews, Magazin
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