Cathedral – The Last Spire

| 24. April 2013 | 0 Comments

Cathedral

Vor etwas mehr als zwei Jahren kündigten Cathedral ihren Abschied an. Für die britischen Doom-Legenden war die Zeit gekommen, die gemeinsame Reise zu beenden. Letzte Konzerte wurden gespielt, ein finales Album angekündigt. Bis es schließlich zum Release von „The Last Spire“, dem zehnten Album des Quartetts, kommen sollte, dauerte es ein wenig länger als geplant, was sich letztendlich lohnen sollte. Für Sänger Lee Dorrian knüpft „The Last Spire“ an das Debütalbum „Forest Of Equilibrium“ an. Entsprechend ruppig und düster gestaltet sich dieser Abschied.

„Bring out your dead“ heißt es immer wieder im Intro „Entrance To Hell“, ein Verweis auf den Schwarzen Tod, der Mitte des 14. Jahrhunderts geschätzte 25 Millionen Todesopfer in Europa forderte. Das Ende ist nahe, das Klima ein unwirtliches. Von den verhältnismäßig rockigen, proggig-doomigen Klängen auf „The Garden Of Unearthly Delights“ und „The Guessing Game“ ist herzlich wenig übrig geblieben. „Pallbearer“ stampft schroff und knüppelhart auf, erinnert tatsächlich an die Anfangszeit der Briten, wirkt sogar dezent unterproduziert. Dorrian brummt, speit, chantet beinahe, kreiert eine verstörende Atmosphäre für diesen eröffnenden Elfminüter. Highlight: der ranzige Chorus, in dem Dorrian den Songtitel mehrfach wiederholt, von Blechbläser-ähnlichen Klängen akzentuiert.

Kunstvoll reihen Cathedral nun Highlight an Highlight, Brüche wie die obskur wabernden Synthis im Breakdown des ansonsten atemberaubenden Doomsters „An Observation“ bleiben die Ausnahme. „Cathedral Of The Damned“ hat mit einer Spielzeit von knapp unter sechs Minuten sogar beinahe radiofreundliche Länge, schneidet mit seinem wabernden Bass und den stark entstellten Gitarren tief ins Fleisch, dazu kommen fies intonierte, bedrückend schwerfällige Strophen. Krasses Gegenteil ist „Infestation Of Grey Death“, Slowfood in Perfektion, doomig und schäbig zu gleichen Teilen, angenehm altbacken und doch frisch genug, um mit verträumten Melodiebögen und einem kleinen Prog-Ausflug dem Dreck den Kampf anzusagen.

Im Prinzip ist jeder Song ein Highlight, wobei nur wenige für sich funktionieren. „The Last Spire“ muss man von vorne bis hinten hören, ohne Unterbrechungen, in seiner gesamten Pracht. Tatsächlich haben Cathedral ein Album gemacht, das in dieser Form auch vor 20 Jahren hätte erscheinen können und heute verdient als Klassiker gelten würde. Dieses Potential hat der finale Nackenschlag der Doomsters, der sich seiner kleineren Brüche bewusst ist. Lee Dorrian und Konsorten hatten hörbar Bock auf diese Platte: „The Last Spire“ ist der würdige Schlusspunkt einer großen Karriere. See you on the other side.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 26.04.2013
Erhätlich über: Rise Above Records (Soulfood Music)

Website: www.cathedralcoven.com
Facebook: www.facebook.com/cathedral

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Category: Magazin, Reviews

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