Spiritual Beggars – Earth Blues
Wenn Arch Enemy nach einem langen Album- und Tour-Zyklus eine kleine Pause einlegen, widmet sich Haupt-Songwriter Michael Amott klassischer Rockmusik. Seit mittlerweile 20 Jahren – ursprünglich als Nebenprojekt nach Amotts Ausstieg bei Carcass gegründet – widmen sich die Spiritual Beggars der guten alten Schule. Der kürzlich bei Firewind ausgestiegene Sänger Apollo Papathanasio wurde voll und ganz in das Lineup integriert, ganz nebenbei ist das achte Studioalbum fertig geworden. Nach dem etwas schmalbrüstigen „Return To Zero“ markiert „Earth Blues“ die Rückkehr zu alter Form.
Die beiden vorab veröffentlichten Tracks geben zu Beginn des Albums die Marschrichtung vor. „Wise As A Serpent“ ist ein großartiger Rocksong mit ordentlich Crunch und Biss, erinnert dezent an verschiedene australische Riffhexer. Papathanasio klingt stärker denn eh und je, jodelt und brummt über dieses Powerhouse mit mächtig Druck. „Turn The Tide“ widmet sich Midtempo-Klängen, setzt auf prägnante Riffs und hochgradig melodischen, schwerfälligen Refrain, denn man binnen kürzester Zeit mitsingen kann. Natürlich darf auch hier, wie eigentlich bei jedem Song, ein kleines Gitarrensolo nicht fehlen.
Schätzt man diese Mischung aus forschem Rock und gelegentlichem Groove mit Orgel-Einsatz und einem Hauch Stoner, wird man auf „Earth Blues“ immer wieder fündig. „Dead End Town“ ist ein potentieller Hit, „One Man’s Curse“ sorgt für Schweißausbrüche und „Kingmaker“ schlägt die Brücke in die 80er. Eher ungewöhnlich ist das im Original von der Funk- und Disco-Band Rare Earth stammende „Dreamer“, das im dezent schwülstigen Spiritual Beggars-Outfit an die großen Led Zeppelin-Balladen der ersten vier Alben erinnert. Man findet auf Umwegen rein, was auch für das folgende, über sechs Minuten lange „Too Old To Die Young“ gilt. Der Refrain fällt zwar ein wenig cheesy, beinahe kitschig aus, gerade das Breakdown und der daran anknüpfende Aufbau zu einer regelrechten Tour de Force überzeugen dafür auf ganzer Linie.
Selbst das abschließende „Legends Collapse“ mit seinem leicht holprigen Beginn kriegt noch die Kurve, vor allem dank Amotts grandioser Gitarrenarbeit. Ein wenig Füllmaterial (unter anderem „Freedom Song“, Mr. T-Zitat hin oder her) hat sich zwar eingeschlichen, doch insgesamt pulverisiert „Earth Blues“ seinen direkten Vorgänger ganz locker. Die 50 Minuten vergehen wie im Flug, Amotts Songwriting ist dieses Mal auf den Punkt, darüber hinaus ist Apollo Papathanasio endgültig bei den Retro-Rockern angekommen. Für beste Unterhaltung ist gesorgt, für mächtige Riffs und Per Wibergs hervorragende Keyboard- und Hammond-Passagen sowieso. Die nächste Arch Enemy-Pause kann kommen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 12.04.2013
Erhätlich über: Inside Out Music (EMI Music)
Website: www.spiritualbeggars.com
Facebook: www.facebook.com/spiritualbeggarsofficial
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