Amon Amarth – Deceiver Of The Gods
21 Jahre und kein bisschen leise: Wenn die Vikinger Amon Amarth zum Tanz bitten, bleibt kein Füllhorn trocken. Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Once Sent From The Golden Hall“ 1998 wagen die Schweden keinen Blick zurück und bringen Bastion um Bastion zum Fall. Auf ihrer bis dato letzten Platte „Surtur Rising“ zeigte sich das Quintett von seiner klassischen Seite und erweiterte den Sound um eine Prise alte Schule. Eine Trendwende ist nicht zu erkennen, wohl aber noch mehr Biss und noch mehr Druck. Anders gesagt: „Deceiver Of The Gods“ nimmt keine Gefangenen.
Der von Andy Sneap produzierte Rundling fängt das Live-Erlebnis der Schweden-Bomber gut ein. Mit dem eröffnenden Titeltrack gehen Amon Amarth sogleich in die Vollen und beackern bestens bekanntes Melodic-Territorium. Zwischen dem nachdenklichen, ruhigen Mittelteil, einem feinen Solo und den bissigen letzten Zeilen fühlt man sich binnen kürzester Zeit heimisch. Überdies haben die Schweden den Thrash-Anteil ein wenig in die Höhe geschraubt, beispielsweise im bissigen „Blood Eagle“ (das Gore-Intro ist nichts für schwache Nerven) und „Shape Shifter“ – die melancholischen Gitarren machen aus dem anfänglichen Höllenritt eine amtliche Metal-Hymne – nachzuhören, wohl aber auch in „Under Siege“. Das erste von zwei Epen wird mit fortlaufender Spieldauer trauriger, lässt Platz für ein kleines Bass-Solo (!) und klingt ganz untypisch mit Geigen und Harfen aus.
Wie schon auf den letzten beiden Alben hat sich das Quintett wieder einen prominenten Gastsänger eingeladen. Im Refrain des schwerfälligen Doom-Monsters „Hel“ taucht eine ikonische Stimme auf, die sich perfekt mit Johan Hegg arrangiert. Es ist kein Geringerer als der ehemalige Candlemass-Fronter Messiah Marcolin, der dem ohnehin bereits klassisch ausgefallenen Track das Slow-Food-Gütesiegel verleiht. Abgerundet wird „Deceiver Of The Gods“ durch „Warriors Of The North“, mit über acht Minuten Spielzeit das Monster dieser Platte. Hier lassen Amon Amarth ein letztes Mal ihre Muckis spielen, reihen archetypische Schweden-Tod-Themen an eine Prise Melancholie und die Aufforderung zum gemeinsam Marsch gen Norden; live einer für die Haben-Seite.
Wer mit „Surtur Rising“ seine Schwierigkeiten hatte, könnte nun zurück zu Amon Amarth finden. Dabei ist „Deceiver Of The Gods“ alles andere als eine Abkehr vom zuletzt eingeschlagenen Kurs. Einzelne Maiden-Harmonien sind zu erkennen, es thrasht nach wie vor unnachgiebig, den Gitarrensoli wird ordentlich Platz eingeräumt. Die Schweden haben dieses Mal schlicht und ergreifend die richtigen Songs geschrieben, die sich – wie von Andy Sneap gewünscht – organisch, geradezu live anfühlen. Durchhänger gibt es keine, dafür große Hymnen im Überfluss; mit anderen Worten: Amon Amarth können sich ein weiteres Mal steigern und haben ihren Platz in den Metal-Annalen einmal mehr felsenfest einzementiert.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 21.06.2013
Erhätlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.amonamarth.com
Facebook: www.facebook.com/OfficialAmonAmarth
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