letlive. – The Blackest Beautiful

| 9. Juli 2013 | 0 Comments

letlive.

Nach einem fulminanten Erstschlag und unzähligen, schweißtreibenden Live-Darbietungen haben sich die Jungs von letlive. innerhalb kürzester Zeit zu einer der heißesten Szene-Bands gemausert. Experimenteller Post-Hardcore angereichert mit funkigen Soul-Anleihen und Punk-Attitüde war genau die frische Gewürzmischung, auf die man nach längerer, kreativer Stagnation gewartet hatte. Vergleiche mit einstigen Größen wie Glassjaw oder Refused sind da nicht unangebracht. Auch mit ihrem neuesten Streich „The Blackest Beautiful“ werden keine Gefangenen gemacht.

Nach einem kurzen Intro geht die Fahrt mit dem funkigen „Banshee (Ghost Fame)“ los. Mit einer Mischung aus Rage Against The Machine-ähnlichen Songstrukturen, Jason Butlers facettenreichen Vocals und vereinzelten Sing-Along-Passagen hat man hier ein echtes Energiebündel am Start. So richtig wird die Sau aber bei den hardcore-punkigen „Empty Elvis“ und „The Priest And Used Cars“ rausgelassen. Technische Finesse und kompromisslose Hingabe at its best.

„White America’s Beautiful Black Market“ ist ein rhythmisches Meisterwerk inklusive stimmiger Sprech-Passagen und Percussion-Begleitung. Im Refrain trumpft Butler einmal mehr mit einer ordentlichen Portion Soul auf. Tanzbar auf der einen und ungemein böse auf der anderen Seite präsentiert sich „That Fear Fever“. Die ruhigste und zugleich eindringlichste Nummer der Platte gibt es mit „Virgin Dirt“, die einen ähnlich bedrückenden Vibe, wie „Muther“ auf dem Vorgänger versprüht.

Dennoch hinterlassen einige Ideen der Jungs einen etwas bitteren Nachgeschmack. Zeitweise scheinen die Burschen etwas zu versessen darauf zu sein, Neues auszuprobieren, was einzelne Tracks etwas überladen wirken lässt. Mit „Dreamer’s Disease“, „Younger“ oder „Pheromone Cvlt“ tastet sich der Vierer sogar in RnB-Gefilde vor. Letztendlich ist der Einsatz von Auto-Tune aber nur ein weiteres Indiz für die „Ich tu‘ wonach mir ist“-Attitüde der Amis. Was jedoch nicht heißen soll, dass sich hier die Geister nicht scheiden werden.

Auf Grund der sehr Bass-lastigen, teilweise sogar etwas dumpf klingenden Produktion treten die Gitarren im Vergleich zum Vorgänger noch weiter in den Hintergrund. Den einen oder anderen Songs hätte es bestimmt nicht geschadet, wenn man der Klampfenfraktion etwas mehr Raum zum Atmen gelassen hätte. Ein weiterer kleiner Wermutstropfen ist Butlers (beinahe) Omnipräsenz. Der Mann hat Talent, keine Frage. Aber so ziemlich jeden Song mit Vocals regelrecht zuzupflastern, ist dann etwas zu viel des Guten. „The Dope Beat“ wartet auf instrumentaler Ebene mit einem richtig geilen Mittelteil auf, wobei man schon mal auf den Gesang verzichten hätte können. Und das Abwürgen eines potentiellen Gitarrensolos am Ende der Nummer grenzt einfach nur an reine Folter.

Trotz der kleinen Makel macht die Platte irrsinnig Spaß. Wer schon immer mal wissen wollte, wie ein Bastard aus Refused, Rage Against The Machine und Michael Jackson auf Acid wohl klingen mag, dem liefern letlive. auf „The Blackest Beautiful“ die passende Antwort. Auch wenn die Jungs in Sachen Kreativität etwas über das Ziel hinausschießen, tut das dem Hörvergnügen keinen Abbruch. Genre-Puristen sollten das Werk jedoch mit Vorsicht genießen, da sich die Amis, wie oben angedeutet, einen feuchten Dreck um jegliche Einschränkungen scheren.

Wertung: 8/10

Erhätlich ab: 05.07.2013
Erhätlich über: Epitaph Europe (Indigo)

Website: www.thisisletlive.com
Facebook: www.facebook.com/theletlive

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Category: Magazin, Reviews

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