Palms – Palms
Mit dem Ende von Isis vor mittlerweile drei Jahren brach ein gewaltiges Stück Post Metal-Geschichte weg. Die Compilation „Temporal“ half Komplettisten, der für Mitte Juli geplante Re-Release des Debüts „Celestial“ wird ebenfalls sein Publikum finden. Drei Fünftel der Band – Bassist Jeff Caxide, Drummer Aaron Harris und Gitarrist Bryant Clifford Meyer – sind weiterhin gemeinsam unterwegs mit einem Projekt, für das sie einen prominenten Sänger gefunden haben. Kein Geringerer als Chino Moreno (Deftones), selbst erklärter Isis-Fan, entpuppte sich als fehlende Zutat von Palms. Mit beinahe etatmäßiger Verzögerung und der Vorgabe, möglichst nicht an die (ehemaligen) Hauptbands zu erinnern, erscheint nun das schlicht „Palms“ betitelte Debüt, das sein Erbe freilich nicht verleugnen kann.
Wahlweise klingt dieser Erstling nach Isis + Deftones oder eben gerade nicht – je nachdem, wie man gerade Bock hat. Caxides fließendes, ätherisches Bass-Spiel ist eng mit seiner früheren Band verbunden, Morenos Stimme natürlich mit seinem Hauptbetätigungsfeld. Gerade der Opener „Future Warrior“ klingt nach der Zusammenkunft dieser Giganten, wenn auch mit einem kleinen aber feinen Kick. Caxide wollte poppiger klingen als zuvor, ohne Pop zu machen, mit Musik, die er Isis nie angeboten hätte. Die ruhigen, gedankenverlorenen Passagen schwimmen dem Sonnenuntergang entgegen, haben beinahe Post Rock-Qualität, während der vergleichsweise härtere Refrain zwar durchaus metallische Qualitäten aufweist, sich dabei jedoch in Reduktion und Zweckdienlichkeit übt.
Damit sei jedoch nicht gesagt, dass sich Palms auf das Wesentliche beschränken. Ihre Songs sind ausladend, kratzen zeitweilig an der Zehn-Minuten-Marke und verlieren sich in ausladenden, förmlich Ambient-artigen Passagen, die zum Träumen einladen. Der behäbige, hochgradig emotionale Auftakt von „Antarctic Handshake“ macht sogar Sigur Rós Konkurrenz, „Tropics“ überrascht als psychedelischer Gitarren-Popper und „Patagonia“ zerlegt das Deftones-Erbe mit schroffen Breitseiten. Langweilig ist „Palms“ nicht, sofern man den Mut hat, sich fallen und vollends auf diese Welt einzulassen. Mit jedem weiteren Durchlauf entfaltet dieser Einstand seine Magie, legt Schicht für Schicht ab und entpuppt sich als harmoniebedürftige, spannungsgeladene Platte, die binnen kürzester Zeit süchtig macht und das Potential hat, zur Referenz im Post-Whatever-Universum zu werden.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 28.06.2013
Erhätlich über: Ipecac Recordings (Soulfood Music)
Website: www.palmsband.com
Facebook: www.facebook.com/palmsband
Letzte Kommentare