Karnivool – Asymmetry
Gut Ding will bekanntlich Weile haben. Das Drittwerk der australischen Prog-Rocker Karnivool hat vier Jahre auf sich warten lassen. Dementsprechend hoch sind die Erwartungshaltungen der Fangemeinde. Nach dem grandiosen Debüt „Themata“ und dem nicht minder genialeren Zweitling „Sound Awake“ verlangen die Burschen mit „Asymmetry“ ihren Hörern einiges ab. In Zeiten, wo viele Bands von Album zu Album eingängiger werden oder einfach auf Nummer sicher gehen, beweisen die Jungs von Down Under Mut zur Sperrigkeit.
„Asymmetry“ ist kein Album für Zwischendurch. Das sollte den Fans bereits durch die vorab präsentierte Single „We Are“ und das noch mutigere „The Refusal“ deutlich gemacht worden sein. Besonders letztere Nummer überrascht mit schwer sludgigen Gitarren und wütendem Schreigesang. Komplexe Songstrukturen und Experimentierfreudigkeit geben auf dem insgesamt 14 Songs umfassenden Album den Ton an. Schon der Opener „Nachash“ überrascht mit ungewöhnlichen, aber stimmigen Vocal-Effekten.
Wer mit Ian Kennys Zweitband Birds Of Tokyo vertraut ist, bekommt mit „Asymmetry“ den Gegenschlag serviert. Relaxte Gänsehautmomente gibt es mit dem zuvor erwähnten „We Are“, dem erhabenen „Aeons“ und dem mitreißenden „Eidolon“ dennoch zu Genüge. Die wahre Magie des Karnivool-Sounds entfaltet sich in den atmosphärischen Passagen in all seiner Pracht („Sky Machine“). In diesen Momenten wird auch immer wieder deutlich, welch einnehmende Wirkung Kennys Gesang auf den Gesamtsound hat. Man höre sich nur das Ambient-lastige, beinahe gespenstische „Float“ an. Anders gesagt: ohne Kenny kein Karnivool.
Was jedoch die Leistung der übrigen Bandmitglieder nicht schmälern soll. Gitarrist Andrew Goddard liefert ein souveränes Wechselspiel zwischen Gänsehaut-Harmonien und unbarmherzigen Riffs. John Stockmans Bass schmiegt sich auf eleganteste Weise ins Soundgerüst ein. Steve Judds dominantes Drumming läßt Prog-Walzen wie „A.M. War“ und „The Last Few“ noch eindringlicher aus den Boxen knallen.
Der Großteil des Materials von „Asymmetry“ entfaltet seine Wirkung erst nach intensiver Beschäftigung. Wer hier nach fünf Durchläufen die große Offenbarung erwartet, wird bitter enttäuscht. Die Jungs experimentieren mit Art-Rock und Ambient-Spielereien genauso viel, wie sie es mit Math- und Sludge-Einlagen tun. Für Anhänger akustischer Herausforderungen gibt es auf dieser modernen Prog-Rock-Reise auf jeden Fall einiges zu entdecken.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.07.2013
Erhältlich über: Cymatic Records (Sony Music)
Website: www.karnivool.com.au
Facebook: www.facebook.com/karnivool
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