Protector – Reanimated Homunculus
Dem Underground nie so richtig entstiegen, melden sich die vor zehn Jahren aufgelösten Thrasher Protector mit einem neuen Album zurück. Auf Anfrage zahlreicher Fans spielte der nach seinem Umzug nach Schweden in den 90er Jahren ausgestiegene Original-Sänger Martin Missy mehrere Konzerte mit diversen schwedischen Musikern als Martin Missy & The Protectors. Aus der Cover-Band wurde Ernst. Die Original-Mitglieder der Wolfsburger Urgesteine gaben Missy letztlich den Sanktus, den ursprünglichen Namen der Band für eine neue Platte zu verwenden. „Reanimated Homunculus“ knüpft nahtlos an die ersten Lebenszeichen der Band aus den späten 80er Jahren an.
Vom gelegentlich angedoomten Death Metal der Post-Missy-Ära ist freilich nichts mehr zu hören – der gute Mann setzt auf puren Thrash-Sound in einer räudigen 80s-Produktion. Das mag nicht immer besonders ausdifferenziert ausfallen oder gar mit der feinen Klinge gespielt werden, verfehlt sein Ziel jedoch nicht. „Sons Of Kain“ eröffnet dieses unerwartete Lebenszeichen in media res und demonstriert eindrucksvoll, wie gefährlich Protector nach wie vor sind. Sofort wird man von Martin Missys fiesem, heiseren Gekeife regelrecht angesprungen und zu Boden geworfen. Während man noch um sein Leben bangt, finden sich die reanimierten Urgesteine – der Albumtitel um den wiederbelebten Kunstmenschen passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge – bereits im annähernd eingängigen Refrain wieder.
Wer auf die alte Thrash-Schule steht, wird sich bei „Reanimated Homunculus“ wohl fühlen, sofern man Belanglosigkeiten wie „Calle Brutal“ und „Antiman“ übersieht. Die rasiermesserscharfen Hymnen „Lycopolis“ und „Holiday In Hell“ wiegen diese Makel locker auf. Protector waren zu ihrer Anfangszeit ausgezogen, die härteste und schnellste Band Deutschlands zu werden. Missy vertritt die Ansicht, man wäre ein paar Jahre zu spät gekommen, habe den Aufgalopp rund um Kreator, Sodom und Destruction verpasst und ähnlich groß werden können. Mag man den Geist und die ungestüme Rücksichtslosigkeit der Thrash-Gründerzeit, wird man an „Reanimated Homunculus“ seine Haupthaar schüttelnde, Nietengürtel tragende Freude haben.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 13.09.2013
Erhätlich über: High Roller Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/Protector.666not777
Letzte Kommentare