Motörhead – Aftershock
Es gab eine Zeit, da schien Lemmy unzerstörbar – ein Image, dass durch die gesundheitlichen Probleme in diesem Jahr, die unter anderem zu einem frühzeitigen Abbruch des Wacken-Auftritts führten, mehr als bloß den einen oder anderen Kratzer genommen hat. Mittlerweile hat sich der 67jährige wieder halbwegs erholt und bringt das 21. Studioalbum seiner Hauptband Motörhead an den Mann. Der Nachfolger zu „The Wörld Is Yours“ – unterbrochen durch zwei Live-Platten und HeadCat-Nachschub – hört auf den Namen „Aftershock“ und klingt, na klar, nach Motörhead.
Mit „Heartbreaker“ beginnt die Platte schwungvoll und verdammt heavy. Lemmy nuschelt nach wie vor seine Zeilen in ein viel zu hoch hängendes Mikrofon, Mikkey Dee verdrischt sein Kit nach allen Regeln der Kunst und der seit mittlerweile 30 Jahren an der Seite des bewarzten Frontmanns rockende Phil Campbell sondert Riffs und Soli en masse ab. Die insgesamt etwas bluesigeren Töne von „The Wörld Is Yours“ hat man sich bewahrt und intensiviert, speziell in – nomen est omen – „Lost Woman Blues“. Die Motörhead-Variante eines verruchten, verschwitzten Blues-Rockers zählt zu den stärksten Tracks dieser neuen Platte, weil man dem Denim tragenden, Whiskey-Cola zischenden, Zigaretten rauchenden Lemmy diesen Sound abnimmt. Authentisch ist das, überdies verdammt musikalisch und unterhaltsam.
Zwischendurch darf es schon mal flott werden. „Death Machine“ hat zwar ebenfalls den Blues gepachtet, lässt im Refrain dafür Mikkey Dee die Doublebass durchtreten. „Silence When You Speak To Me“ – großartiger Titel! – fährt wie ein massiver Vorschlaghammer immer und immer wieder auf den Amboss der Ehrfurcht hernieder, während das abschließende „Paralyzed“ zu den schnellsten Rockern dieser Platte zählt. Zwischendurch gibt es klassische Motörhead-Songs en masse, beispielsweise den basslastigen Hardhitter „Going To Mexico“, den 70s-Rocker „Do You Believe“ (kurzes Wolfsgeheul inklusive) und „Dust And Glass“, ein weiterer langsamer Blueser mit schelmischem Grinsen und ausladenden Campbell-Solo.
„Aftershock“ klingt nach Motörhead – so weit, so unspektakulär. Auch auf ihrem 21. Studioalbum verbiegen sich die Briten nicht, sondern ziehen konsequent ihren Stiefel durch – so weit, so unspektakulär. Die bluesige Ausrichtung von „The Wörld Is Yours“ wurde intensiviert und um die peitschenden, beinahe metallischen Klänge von „Motörizer“ erweitert. Das Ergebnis bietet das Beste aus beiden Welten, hat starke Songs an Bord („Heartbreaker“, „Death Machine“, „Paralyzed“, das unwahrscheinlich große „Lost Woman Blues“) und lässt sogar das vermeintliche Füllmaterial irgendwie gut klingen. Kurzum: They are Motörhead, they play rock’n’roll.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.10.2013
Erhätlich über: Motörhead Music / UDR Music (Warner Music)
Website: www.imotorhead.com
Facebook: www.facebook.com/OfficialMotorhead
In Zusammenarbeit mit beatblogger.de
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