Sahg – Delusions Of Grandeur
Nicht nur bei den Albumtiteln gibt es gewisse Parallelen zwischen Led Zeppelin und Sahg. Beide Bands nummerierten ihre ersten drei Alben durch, die Norweger bedienen sich obendrein gerne beim großspurigen Rock der britischen Gründungsväter. Und doch steckt im Quartett aus Bergen wesentlich mehr. Ihr viertes Album „Delusions Of Grandeur“, ein Konzeptalbum über Größenwahn, entdeckt die moderne Prog-Schule für sich und vermengt diese mit jenen klassischen Doom-Ansätzen, die bereits ihre ersten drei Alben unverzichtbar gemacht haben.
Zum Auftakt setzt es einen echten Brocken, über den man sich erst einmal drüberkämpfen muss. Bereits im Intro lässt „Slip Off The Edge Of The Universe“ Jimmy Page-Gitarren auf Mastodon-Charme treffen. Es entwickelt sich schließlich ein verträumter und doch flotter Prog-Track aus dieser smarten Steilvorlage, die sogleich ein wenig Opeth-Energie unter die kernigen Vocals mischt. Der Songtitel passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, denn man fühlt sich stellenweise an eine Reise durch den Kosmos erinnert, vornehmlich durch Keyboards und Hammond-ähnliche Effekte illustriert.
Der große Bruder dieses Monsters ist das elf Minuten lange Finale „Sleeper’s Gate To The Galaxy“. Was unschuldig, geradezu unscheinbar beginnt, wird von Sekunde zu Sekunde intensiver, nimmt gar bedrohliche Dimensionen an. Olav Iversens Gesang bringt ein wenig Ozzy-Charme mit sich, eingebettet in eine Prise Pop und latenten Wahnsinn. Für das beinahe obligatorische, akustische Zwischenspiel und einen ausladenden Soloteil findet sich ausreichend Platz. Dazwischen setzt es Hymnen wie das knüppelharte „Firechild“, das mit seinem schroffen aber dennoch kompakten Auftreten perfekt auf „Sahg III“ gepasst hätte und zu den Highlights dieser Platte zählt. Ebenso bleibt das verdrogte, etwas verkopfte „Then Wakens The Beast“ hängen – ein Beispiel dafür, dass sich Sahg gegenwärtig schon mal etwas schwer tun, das Ziel zu finden, sobald sie aber gelandet sind, für wilde Zerstörung sorgen.
So trifft nun „Kashmir“ auf „Crack The Skye“, wobei die schwierige Geburt letzterer Platte stellvertretend für „Delusions Of Grandeur“ steht. Musikalisch wird das vierte Album von Sahg seinem Titel absolut gerecht, wirkt größenwahnsinnig, überdreht und stellenweise kaum greifbar. In den wenigen harten, konzentrierten Momenten, die als Querverweis auf vergangene Großtaten durchgehen, zeigt sich, dass die Norweger nach wie vor Gas geben können, in diesem noch proggigeren Outfit aber ebenso einen gewissen Reiz haben. Das vierte Sahg-Album wächst mit der Zeit, hat Doom-Zep-Charme und ordentlich Punch; man muss sich bloß dazu vorarbeiten.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.10.2013
Erhätlich über: Indie Recordings (Edel Music Distribution)
Facebook: www.facebook.com/Sahgband
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