Celeste – Animale(s)

| 18. November 2013 | 0 Comments

Celeste

Eigentlich sind Celeste dafür bekannt, schnell zu arbeiten. Ihre ersten vier Alben erschienen innerhalb von knapp fünf Jahren ohne dabei qualitative Einbußen hinnehmen zu müssen. Nun haben sich die Mannen aus Lyon erstmals ein wenig Zeit gelassen und drei Jahre an einer neuen Platte gearbeitet – ein Konzept-Doppelalbum, wie sich herausstellt. „Animale(s)“ erzählt die düstere Gesichte eines Junges und eines Mädchens; eine Quasi-Liebesgeschichte mit tragischem Ende, gekleidet in geschwärzten Post-Hardcore und Sludge.

Man sollte der französischen Sprache mächtig sein, um dieses Album in seiner Ganzheit aus Musik, Text und Artwork genießen zu können. Die drei Elemente greifen ineinander und ergeben ein karges, beängstigendes, durchaus poetisches Gesamtbild, kalt und schonungslos formuliert, von Frontmann Johan gewohnt schroff eingebrüllt mit einem Sound, der sich irgendwo zwischen tiefschwarzem Post-Hardcore, Neurosis-Sludge und ein wenig Black Metal-Energie bewegt. Ein Song wie „Dans ta salive, sur sa peau“ steht als Abschluss der ersten CD stellvertretend für dieses Albums. Der Neunminüter beginnt hart, holprig und rasend schnell, lässt in weiterer Folge jedoch Melodien und deutlich langsamere, ja sogar doomige Passagen Einzug halten. Sogar ein falsches Ende findet Platz.

Highlights aus diesen knapp 70 Minuten Musik herauszupicken, fällt schwer – dafür ist das Auftreten zu kompakt, der Gesamteindruck sollte im Mittelpunkt stehen. Bei einem solchen Konzeptalbum muss das Gesamtbild ein stimmiges sein, und das gelingt vom brodelnden Auftakt „Laissé pour compte comme un bâtard“ bis hin zum überlangen, instrumentalen, versöhnlich-schmerzenden „Outro“. Und doch geht, gerade wenn man des Französischen nicht mächtig ist, einiges verloren, meint man. „Animale(s)“ brodelt an allen Ecken und Enden, der letzte Falcon Punch fehlt jedoch. Die paar deutschsprachigen Auszüge, die im Vorfeld mitgeliefert wurden, lesen sich beklemmend:

„Kalt, zu sehr klammernd / hin- und hergerissen von den Verirrungen der Feindschaften / erdrückt von der Gewalt und hin und her geschaukelt / in einem Tuch ohne Vertrauen / dann mit dem Gesicht über den Boden geschliffen“

Die Sprachgewalt wird von der Musik auf beklemmende Art und Weise wiedergegeben, auch wenn die Platte – Konzept hin oder her – eine Spur zu lange geraten ist bzw. für diese Länge etwas mehr Dynamik verdient hätte. Clever ist es allemal, dieses „Animale(s)“, ein Aggressions-Manifest, dessen Protagonisten durch ihre soziale Umgebung zum Scheitern verurteilt sind. Musikalisch setzen Celeste dies mit Verzweiflung, rasender Wut und Erkenntnis-Verweigerung um – ein eindrucksvolles Konzept, das einzig in seiner Gesamtheit schlüssig sein kann. Ambitioniert sind sie, die Franzosen, beängstigend lebensnah ebenso.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.11.2013
Erhätlich über: Denovali Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/celesteband

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Category: Magazin, Reviews

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