Circles – Infinitas
Anno 2011 konnte die australische Prog-Metal-Formation Circles mit ihrer EP „The Compass“ das erste Mal Aufmerksamkeit erregen. Auch internationale Szenekenner waren sich schnell einig, dass hier ordentlich Potential vorhanden war. Die Vorfreude nach Ankündigung der ersten echten Langrille war also groß. Die Vorabsingle „Another Me“ ließ Ende letzten Jahres schon vermuten, dass die Jungs ihren Sound stilvoll verfeinert haben. „Infinitas“ bestätigt diesen Eindruck.
Das Quintett präsentiert sich merklich erwachsener als noch auf der EP. Moderner Progressive Metal mit ordentlicher Djent-Breitseite, wie man es von Textures oder Uneven Structure kennt, trifft auf elektronische Spielereien der Marke Enter Shikari oder Engel. Zur Beruhigung der metallischen Fraktion wird der elektronische Anteil mit Fingerspitzengefühl und nicht zu häufig eingesetzt. Die insgesamt zwölf Tracks schallen klar und transparent aus den Boxen ohne zu steril oder poliert zu klingen.
Der Opener „Erased“ beginnt mit sich erhebenden Gesangsmelodien, bevor die typischen Djent-Gitarren die Kontrolle übernehmen. Der epische Refrain und der dezente Dubstep-Einsatz in der zweiten Hälfte machen Lust auf mehr. Ähnlich ruhig beginnt auch das folgende „On My Way“. Das war’s dann aber auch schon. Der Rest geht ordentlich ab und bietet so ziemlich alles, vom poppigen Refrain über melodische Gitarren-Soli bis hin zu Meshuggah-esquen Brüllattacken.
Perry Kakridas meistert den Wechsel von erhabenen Gesangslinien zu derbem Geshoute stets souverän. Des Weiteren gibt sich der Frontmann Mühe auch im Bereich der cleanen Vocals den Abwechslungspegel hoch zu halten und beißt sich nicht an einer Tonlage fest. Es läßt sich jedoch nicht leugnen, dass einige Gesangspassagen auf Grund etwas zu dominanten Pathos gewöhnungsbedürftig klingen und sicher nicht jedermanns Sache sind („So It Is Below“, „Visions“).
Pathos hin oder her, mit „Ground Shift“ haben die Burschen ein musikalisches Meisterwerk am Start, welches wohl jedem Prog-Anhänger das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt. Auch wenn kein Solo im herkömmlichen Sinne vorkommt, ziehen die beiden Gitarrenwürger Ted Furuhashi und Matt Clarke hier wahrlich alle Register. Und du lieber Scholli, was für ein Finale?!
Natürlich dürfen auch dezente Ambient-Passagen nicht fehlen, welche im beinahe hitverdächtigen „Responses“ für massig Gänsehaut sorgen. Nicht minder beeindruckend sind die überlangen Epen „Radiant“ und „Verum Infiniti“, welche beide in der Djent-Szene an Vielschichtigkeit kaum zu übertreffen sind. Ersteres kommt mit dezenten Post-Metal/Rock-Anleihen und sogar stimmigen Chor-Passagen (Thirty Seconds To Mars lassen grüßen) daher.
Gerade wenn man denkt auch der Djent-Wahn neige sich dem Ende zu, bringen Circles nochmal ordentlich Glanz in die Bude. Mit einem Debütalbum wie „Infinitas“ verdienen es die Australier jetzt schon in einem Atemzug mit Textures und Uneven Stucture genannt zu werden. Jeder, der nur im entferntesten etwas mit Progressive Metal am Hut hat, sollte hier unbedingt mal reinhören. Djent-Fanatiker sollten das Album sowieso schon in ihren Regalen stehen haben.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.10.2013
Erhältlich über: Basick Records (AL!VE)
Website: www.circlesband.com
Facebook: www.facebook.com/listentocircles
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