myGRAIN – Planetary Breathing
Mit gut einem halben Jahr Verspätung erblickt das vierte Album der finnischen Melo-Deather myGRAIN endlich das Licht der Welt. Ursprünglich hätte „Planetary Breathing“ ja schon im April veröffentlicht werden sollen. Egal, der trübe, verregnete Herbst eignet sich sowieso besser für ein finnisches Release. Ob der neueste Streich die zusätzliche Wartezeit wert war, wird sich zeigen. Ein solides, kurzweiliges Hörerlebnis bieten die Finnen allemal.
Am Sound gibt es schon mal nichts zu meckern. Beim Mastern hat Dan Swanö (Hypocrisy, Heaven Shall Burn, Pain u.a.) ganze Arbeit geleistet. Auch die Finnen verstehen ihr musikalisches Handwerk und schippern mit ihrem Mix aus moderner Härte und dezent melancholischer Unterkühltheit im Fahrwasser von Soilwork, Norther und Dark Age herum. Die Songausbeute mag etwas mager erscheinen. Jedoch sprengen acht der ingesamt zehn Nummern die Fünfminuten-Grenze. An Gehörfutter fehlt es also nicht.
Nach einem kurzen atmosphärischen Instrumental-Intro weiß „Waking Up The Damned“ sofort zu überzeugen. Der thrashige Unterton und die gespenstische Keayboard-Untermalung erwecken sofort Erinnerungen an die Landsmänner von Children Of Bodom. Wer noch den einstigen Schweden-Tod-Hopefuls von Blinded Colony nachtrauert, wird im melodischen Refrain auf seine Kosten kommen. Frontsau Tuomas Tuovinen stellt im Laufe der gut 53 Minuten mit Flüstergesang, cleanen Vocals und derben Shouts immer wieder seinen Facettenreichtum zur Schau.
Leider kann das hohe Level nicht immer gehalten werden und somit gibt es ab und an ein paar leichte Absacker, in denen der Funke nicht so ganz überspringen will und dezente Orientierungslosigkeit die Folge ist („Black Light Supernova“, „Ghost In Me“). Dafür kommen Kracher wie „Dreamscape“ und „Rats In The Cradle“ mit catchy Keyboard-Salven, fetten Hooks und eingängigen Gesangslinien umso besser zur Geltung.
Was die Jungs und die Dame besonders drauf haben ist bei all der Eingängigkeit immer wieder technische Spielereien einfließen zu lassen und sich somit die Abnutzungsgefahr in Grenzen hält („Mechanimal Instinct“). Das schleppend-sperrige „The Final Skyline“ schlägt dann etwas aus dem Schema der Finnen aus und erweist sich als äußerst düstere Nummer mit leichter Amorphis-Schlagseite, an die man sich erst gewöhnen muss, aber durchaus ihren Reiz hat.
Die Finnen von myGRAIN enttäuschen auch mit ihrem vierten Langeisen nicht. Das Quartett hat mit „Planetary Breathing“ ein vielschichtiges Album am Start, welche gekonnt modernen Melo-Death der Marke Soilwork und Children Of Bodom mit düsteren Elementen im Stile von Amorphis und Swallow The Sun, ja sogar Sentenced, vereint. Für den ganz großen Wurf fehlt es nur etwas am Feintuning.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 01.11.2013
Erhältlich über: Spinefarm Records (Soulfood Music)
Website: www.mygrain1.com
Facebook: www.facebook.com/MyGrain
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