Wolves Like Us – Black Soul Choir
Es war das richtige Album zur richtigen Zeit: „Late Love“ verpasste im Sommer 2011 der Post-Hardcore-Szene einen dringend notwendigen Arschtritt. Das Debüt der Norweger Wolves Like Us mit seiner Mischung aus bärbeißigen Hymnen und einem Hauch von Schaum vorm Mund überzeugte auf ganzer Linie, eine gemeinsame Tour mit Kvelertak sollte folgen. Jetzt steht „Black Soul Choir“ an, die Platte nach dem großen Fuckfinger, das schwierige zweite Album. Und Tatsache: Einfach machen es sich die Mannen nicht, als Hörer muss man sich ebenso ein wenig strecken.
Das kauzige Feld sollen von nun an die nicht minder spannenden Landsleute Dominic beackern, hier geht es deutlich geradliniger vor sich. Wolves Like Us legen ihr Hauptaugenmerk nun auf die deutlich rockigeren Aspekte ihres Sounds, wirken vergleichsweise entschlackt und doch wärmer. Wer „Secret Handshakes“ und „Deathless“ vom letzten Album mochte, wird sich hier wohlfühlen. Echte Ausnahmen findet man nur bei genauerem Hinsehen, auch dann nur in Songfragmenten. „Days Of Ignorance“ knüpft als Opener mit 85 Sekunden Spielzeit an das unruhige Debüt an, signalisiert Aufbruchsstimmung und lässt das folgende „Three Poisons“ mit schroffen Gitarren eröffnen. Binnen Sekunden stellt sich jedoch jenes tiefenentspanntes, beinahe hymnisches Gefühl ein, das selbst der dezent vertrackte Refrain nicht verdecken kann – hier hat jemand seine schwarze Seele entdeckt, die nun Madrugada näher steht als Hot Water Music.
Diese neue Schwerpunkt-Verteilung ist nicht notwendigerweise schlecht, man muss sich allerdings erst einmal mit diesen veränderten Vorzeichen abfinden. Ihr Händchen für gute Songs haben die Norweger keineswegs verloren. „Your Word Is Law“ strahlt Gefahr aus, hüllt diese jedoch in Samt und breite Gitarrenwände. Das folgende „Dig With Your Hands“ wird zwischendurch sogar wieder richtig laut, mürrisch, erinnert in seinen düsteren Momenten gar an A Perfect Circle, nur um schließlich die Gitarre quengeln zu lassen. Ein „I Don’t Need To Be Forgiven“ hat mit seinem melancholischen Mittelteil und der kathartischen Auflösung das Zeug zur Bandhymne, mit „Lovescared“ ist sogar eine weitestgehend akustische Ballade am Start.
„Thanatos Wins Again“ rundet das Album, beinahe schon traditionell, mit Überlänge, dezenten Prog-Untertönen und der betont langsamen Abfahrt gen kompletten Wahnsinn ab. Nach einem langen Noise-Fade herrscht plötzlich Stille, alles ist eitel. Man wundert sich inzwischen, was hier tatsächlich passiert ist. Ja, man geht diesen nicht zu überhörenden Wandel gerne mit, wagt das Ausbrechen aus der Komfortzone in eine – welch Ironie! – musikalisch deutlich komfortablere Zone. „Black Soul Choir“ wirkt runder, voller, wärmer und lässt doch die spontane Gefahr des Debüts vermissen. Man beschwert sich auf hohem Niveau, doch vielleicht – vielleicht – dauert es zu lange, bis sich diese Spannung abermals einzustellen vermag. Und doch haben die Norweger eine Reihe guter Songs ohne erkennbare Schwäche, wohl aber auch ohne echte Standouts, zusammengestellt, bloß ein wenig ruhiger, bloß eine Spur introvertierter, bloß um ein Vielfaches herbstlicher.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.02.2014
Erhätlich über: Prosthetic Records (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/wolveslikeusss
Letzte Kommentare