Insomnium – Shadows Of The Dying Sun
Verzweiflung, Düsternis, Hoffnung – ein Sound wie gemacht für Finnland, Land der tausend Seen, Land der bittersüßen, sich widersprechenden Emotionen. Der Thron von Amorphis wackelt nicht nur, neue Regenten haben sich längst zumindest gleichberechtigte Positionen neben ihren Landsleuten erarbeitet – allen voran Ghost Brigade und Insomnium. Letzteren gelang mit „One For Sorrow“ vor zweieinhalb Jahren eine Punktlandung auf Century Media. Auf dem direkten Nachfolger „Shadows Of The Dying Sun“ wurde nun auch der im Rahmen der Tour zum vergangenen Album eingestiegene zweite Gitarrist Markus Vanhala ins Songwriting eingebunden.
Was sich auf der Download-Single „Ephemeral“ – den Song gibt es nun in einer etwas druckvolleren, verlängerten Version auf „Shadows Of The Dying Sun“ – andeutete, wird auf Albumlänge vertieft: Noch breiter, noch ausladender, noch abwechslungsreicher präsentieren sich die Finnen. Ruhige, ätherische, verletztliche Tracks wie „The Promethean Song“ setzen den Tiefgang von „Lay The Ghost To Rest“ mit beinahe Opeth-artigen Spannungsbögen fort. Nackenschläge wie „While We Sleep“ mit zwischenzeitlichen, nachdenklichen Passagen rücken die Finnen näher an ihre Vorbilder Sentenced und Paradise Lost.
Seinen Höhepunkt findet das sechste Insomnium-Album zur Mitte hin. Zunächst packt das Quartett mit dem sieben Minuten langen „Black Heart Rebellion“ einen seiner härtesten Tracks aus. Amon Amarth-Referenzen machen es sich neben Black Metal-Untertönen bequem, das feinsinnig herausgearbeitete Riff wird durch zahlreiche Variationen verfeinert, entfremdet und schließlich wieder zu seiner Urform zurückgeführt. Noch größer ist nur „Lose To Night“, das absolute Gegenteil. Erstmals wagen sich Insomnium an eine Halb-Ballade, die mit beklemmendem, mehrstimmig vorgetragenen Ohrwurm-Refrain einen unerwarteten Höhepunkt findet. „No more tears for you, this river’s run dry“, fassen Nillo Sevänen und Ville Friman die an Pete Steele erinnerenden Strophen schließlich zusammen – eine Form der Rührseligkeit, mit der es in Windeseile gen Jahresbestenliste geht.
Neben diesem Highlight bleiben Insomnium relativ gemäßigt und bewegen sich in sicheren Bahnen. „Shadows Of The Dying Sun“ ist keine musikalische Evolution – oder gar Revolution – geworden, sondern eine sehr gute Fortsetzung ihres Century Media-Debüts, ein Anknüpfen an das Niveau von „One For Sorrow“, was man jedoch erst nach mehreren Durchläufen realisiert. Gespickt mit einer Fülle an Details, produktionstechnischen Feinheiten und Melodie-Fragmenten, ist der Langzeit-Unterhaltungswert dieser Platte überaus hoch. Kurzum: ein Pflichtkauf für Freunde metallisch-melancholischer Düsternis.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 25.04.2014
Erhätlich über: Century Media (Universal Music)
Website: www.insomnium.net
Facebook: www.facebook.com/insomniumofficial
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