The Osiris Club – Blazing World
Masken und (semi-)versteckte Identitäten sind im Rock- und Metalzirkus nicht erst seit Ghost B.C. wieder angesagt. The Osiris Club aus London (ehem. The Claw) bedienen sich Schnabelmasken, schwarzen Kutten und Pseudonymen. Wer hinter der Band um aktuelle und ehemalige Mitglieder von Angel Witch, Winters und Suns Of The Tundra steckt, lässt sich schnell ergoogeln, tut aber letztlich nichts zur Sache, denn die Geheimniskrämerei hat durchaus Charme. Viel interessanter ist das, was sich auf „Blazing World“ abspielt, nämlich eine, wie es der Beipacktext beschreibt, Mischung aus 70s-Prog, 80s-Post-Punk und 90s-Extreme-Rock.
Tatsächlich ist die Beschreibung dieser durch und durch okkulten Platte gar nicht so verkehrt. Inhaltlich setzten sich The Osiris Club mit den Texten der vergessenen britischen Schriftstellerin Margaret Cavendish auseinander und schielen, nicht nur auf dem Front-Cover, ein wenig gen Lovecraft. Die Herausforderungen musikalischer Natur sind ebenso wenig zu missachten: „That’s Not Like You“ baut schichtweise düstere, leicht verkopfte Stimmung auf mit beklemmenden Post-Punk-Elementen, die sogar Beastmilk Feuer unterm Kajal-Hintern machen. Maximilian Filfs klarer, fordernder, leicht lakonischer Gesang wirkt einerseits am Geschehen unbeteiligt, schwebt andererseits mit unwirklicher, von irdischen Sphären losgelöster Präsenz über einem Arrangement, das gerade gen Chorus proggige Komplexität annimmt, geradezu djentige Untertöne in sich trägt, wohl aber bestenfalls nur an der Schwelle zu modernen, metallischen Klängen zu kratzen.
Die Qualität des Openers erreicht das Album in weiterer Folge zwar nicht, Platz für einige Aufreger ist jedoch ausreichend vollhanden. Gleich im Anschluss wagt sich „Solid Glass“ an düsteren Rock, protzige Yes-Keyboards, ja sogar kleine Seitenblicke gen Die Kreuzen und Alice Cooper. „Undoing Wrong“ ist ein weiterer Song, der hängen bleibt, was vor allem an den deutlich an Led Zeppelin angelehnten Melodien liegt. Ein bisschen „Achilles Last Stand“ hier, ein wenig „The Ocean“ da, dazu komplexe Rhythmuswechsel und der teils verträumte, teils geradezu brodelnde Auftakt, der erst zur Halbzeit in die zuvor erwähnte Tour de Force umschlägt – was für ein Monster.
Diese Spannung vermag „Blazing World“ über die gesamte, etwas knapp bemessene Länge zwar nicht zu halten, nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei aber um ein Album und, letztlich, eine Band, bei der man definitiv am Ball bleiben muss. Im okkulten Spannungsverhältnis zwischen Post Punk, Prog und ein wenig Horror Rock geben sich die maskierten Kuttenträger abgefahrenen Experimenten hin – nicht immer nachvollziehbar, über weite Strecken aber sehr lohnenswert. „Blazing World“ sollte, das als abschließende Empfehlung, am Stück konsumiert werden, denn nur so machen auch die kleineren Schwachstellen Sinn.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.06.2014
Erhätlich über: Indie Recordings (Soulfood Music)
Website: www.theosirisclub.com
Facebook: www.facebook.com/Osirisclub
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