Call The Mothership – Of Cold Fusion And Light Mass
Im letzten Mutterschiff einer sich selbst kasteienden Gesellschaft in nicht allzu ferner Zukunft brechen fünf österreichische Musiker auf, um den Gedanken von Freiheit wiederzubeleben. Dystopia, Science-Fiction und Sozialkritik schwingen bei „Of Cold Fusion And Light Mass“, dem Debütalbum von Call The Mothership, mit. Hinter dem Moniker stecken aktuelle und ehemalige Musiker von so illustren Bands und Projekten wie Devastating Enemy, Mondstille, Hate My Return, Death Mentality, Thiary und (Van) Tempest. Der Sound: abgehackte Djent-Grooves, verträumter bis abgedrehter (Extreme) Prog und spährischer Post Rock.
Eckpunkte dieses Einstands sind die drei instrumentalen „Transmissions“, in Länge, Intensität und musikalischer Ausrichtung variierend. Lediglich der Abgang funktioniert nicht, „Transmission 999: Singularity“ als fünfeinhalb Minuten langes, Ambient-haftes Instrumental zieht sich unnötig, könnte andererseits konzeptuell als Anknüpfungspunkt für einen weiteren Release – die Arbeiten an einem weiteren Album oder einer EP sollen noch im Sommer beginnen – durchaus Sinn machen. In der Zwischenzeit gilt es sich mit dem vorhandenen Songmaterial zu beschäftigen, und das fällt – musikalisch wie qualitativ – höchst unterschiedlich aus. „KILLBOX! KILLBOX!“ ist weitestgehend im Djent-Sektor anzusiedeln, ein bärbeißig, betont hässliches Stück Musik mit ein wenig Groove. Kurzum: Eine sanfte Reise durch Raum und Zeit ist in weiterer Folge nicht zu erwarten.
Die weiteren drei Songs vereinen eine Vielzahl an Ideen und wählen durchaus unorthodoxe Formen der Strukturierung – Gift für die Generation ADHS. Das Monster „A Spark Is All That’s Needed“ muss man sich erst erarbeiten. Was wütend, sperrig und vertrackt beginnt, gewinnt durch die Hinzunahme von Samples und das nachdenkliche Post-Rock-Breakdown an Dichte und Atmosphäre, auch wenn eben jener Zwischenstopp zu lange ausfällt. Etwas interessanter ist da schon „Dreamers Of A Modern Madness“ – abermals bärbeißiger, martialisch groovender Auftakt, zwischendurch ein feiner Refrain mit packendem Klargesang von Gast Daniel Fellner (Devastating Enemy) und schließlich ein etwas längeres, erhabenes Outro mit dezenten Querverweisen auf Angels & Airwaves – ein kleines Meisterwerk.
„The Uncreation“ gibt sich hingegen wieder deutlich sperrigeren Klängen hin, benötigt ein wenig Zeit, um in die Gänge zu kommen, arbeitet mit technisch anspruchsvollen, leicht proggigen Death Metal-Elementen, und taucht schließlich in ein verlängertes Outro ab, das die bereits erwähnte, überlange letzte „Transmission“ einleitet – ein viel zu langer Abgang, der vielleicht gerade deswegen bestens zu „Of Cold Fusion And Light Mass“ passt. Das Call The Mothership-Debüt reizt hervorragende Ideen unnötig aus und benötigt ob seiner sperrigen, ausladenen Arrangierung zahlreiche Durchläufe, bevor man einen entsprechenden Zugang findet. „Dreamers Of A Modern Madness“ voranzuschicken, war ein Geniestreich: Hier zeigt das Trio, dass Überlänge, unorthodoxes Auftreten und martialische Grooves durchaus miteinander harmonieren können. Letztlich debütiert dieses hochambitionierte Projekt sehr gut, will stellenweise jedoch schlicht und ergreifend zu viel – eine spannende Reise, eine schwere Geburt, Magenschmerzen inklusive.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 11.07.2014
Erhätlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/callthemothership
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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