Fozzy – Do You Wanna Start A War
Spätestens seit der Veröffentlichung von „Chasing The Grail“ sind Fozzy ihr Image als Spaßband los. Das Quintett um Stuck Mojo-Mastermind Rich Ward und Pro-Wrestler Chris Jericho betourt seit dem Wechsel zu Century Media und dem Release von „Sin And Bones“ vor zwei Jahren regelmäßig Festivals und Venues rund um die Welt, der Fokus aller Beteiligten scheint mittlerweile weitestgehend – Jerichos aktueller WWE-Stint hin oder her – auf der Band zu liegen. Ausgestattet mit dieser frischen, zusätzlichen Energie, ist „Do You Wanna Start A War“ durchaus als Kampfansage zu verstehen.
Wie schon auf den letzten Platten wird die eröffnende Trifecta zum Prunkstück des neuen Fozzy-Albums. Der Titeltrack „Do You Wanna Start A War“ fällt bedingt originell aus, eignet sich dafür perfekt als Anheizer, der auch live blendend funktionieren wird. Harte Strophen, eingängig rockiger Refrain, 80s-lastiger Background-Gesang – die Zutaten könnten schlichter kaum sein, die Zusammensetzung stimmt. „Bad Tattoo“ erhöht den Härtegrad deutlich, arbeitet sich mit bärbeißigen Riffs und Stakkato-artigem Drumming wütend voran. Bereits bekannt ist die erste Single „Lights Go Out“, ein überraschend modernder Track mit stampfendem Refrain, dezentem Sample-Einsatz und mechanischem Auftreten – ungewohnt, wohl aber eingängig.
In weiterer Folge gestaltet sich das Geschehen deutlich differenzierter. Weitestgehend harte, bissige Songs – „Brides Of Fire“ und „One Crazed Anarchist“ hätten durchaus auch auf den letzten Alben funktioniert – stehen neben ungewohnten Tönen. Christie Cooks Gesang auf „Unstoppable“ wirkt befremdlich, die Metal-Hymne an sich eher austauschbar. Auch ein „Tonight“ mit Gastvocals von Michael Starr (Steel Panther) ist an Klischees kaum zu überbieten. Gerade der Chor im Breakdown schmerzt, vor allem wenn ähnlich seichte Momente weite Passagen von „Scarecrow“ durchziehen.
Zwischen angedeutetem Wandel und Identitätskrise ist „Do You Wanna Start A War“ vielleicht das bislang schwerste Album für Fozzy. Rockradio-taugliche Kollaborationen und kleinere Balladen gab es in der Vergangenheit auch, diese wurden dafür durch bärbeißige Stomper und Prog-Monster aufgewogen. Ein komplexer Track mit Überlänge wird schmerzlich vermisst, dafür servieren die Nordamerikaner das ABBA-Cover „SOS“ – und räumen damit tatsächlich ab. Cheesy? Ja. Abgedroschen? Ein wenig. Selbstironisch und verdammt eingängig adaptiert? Aber hallo. Fozzy mögen sich auf ihrem sechsten Studioalbum schwer tun, haben aber weiterhin ausreichend Hits am Start, um entsprechende Ausfälle zu kaschieren. Dennoch: Größer war die Gratwanderung bisher noch nie.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 18.07.2014
Erhätlich über: Century Media (Universal Music)
Website: www.fozzyrock.com
Facebook: www.facebook.com/FozzyRock
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