Lonely Kamel – Shit City
Frage: Was macht ein einsames Kamel in der Wüste? Antwort: Nichts, denn es kommt schließlich aus Norwegen. Auch wenn man es dem Sound von Lonely Kamel keineswegs anhört, so handelt es sich bei den vier Rockern tatsächlich um bärtige Skandinavier, die sich einer Mischung aus Hard Rock, Blues, Stoner und einer Prise Doom verschrieben haben. Drei Jahre nach dem Napalm-Debüt „Dust Devil“ steht nun ein neues Album mit dem nicht weniger prägnanten Titel „Shit City“ da. Romantiker sind die Norweger wohl keine.
Der Rock röhrt, allen voran Frontmann Thomas Brenna, der sich bereits im eröffnenden Titeltrack vollends verausgabt. Getragen von seiner feisten Rhythmusabteilung, einer Mischung aus Uptempo-Geballer und Stoner-Grooves sowie mächtigen Riffs, lassen Lonely Kamel die Konkurrenz in besagter Fäkalstadt absteigen. Direkt dahinter geben sich die Norweger dem gewogenen Blues Rock hin, auch wenn „White Lines“ über weite Strecken von einem typischen Stone Temple Pilots-Riff getragen wird. Mit dem obskuren Sex von Scott Weiland haben diese vier Minuten nicht zu tun – stattdessen setzt es Blut, Schweiß und Rawk.
Musikalisch spannender ist sicherlich die zweite Albumhälfte, was aber keineswegs heißen soll, die ersten paar Songs wären schlecht. Nein, je länger die Platte dauert, desto experimenteller und ausladender agieren die Wüstensöhne von den Fjorden. „Freezing“ mischt schwülstigen 70s-Hard Rock mit Blues-Charme und ausladenden, überraschend freundlichen Prog-Elementen. Noch weiter hinaus wagt sich das furztrockene „Falling Down“, das wie eine endlos lange Jam-Session (bei über sieben Minuten Spielzeit kein Wunder) mit dezenten Doom-Sprengseln anmutet. Man muss schon mehrfach drüberhören, um sich einzugrooven.
Rundherum arrangieren Lonely Kamel letztlich das, was sie am besten beherrschen: wuchtigen, zügellosen Rock zwischen Schwermut, erdiger Energie und der Kraft des allmächtigen Riffs. „Shit City“ hat kaum Überraschungen zu bieten, bewegt sich qualitativ auf einem weitestgehend einheitlichen Niveau und schafft abermals den Spagat zwischen Live-Hits und ausgedehnten Wahnsinnstaten. Übermäßige Veränderung nimmt man im Vergleich zum Vorgänger zwar nicht wahr, das soll aber auch kein Fehler sein. Hauptsache es rockt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 29.08.2014
Erhätlich über: Napalm Records (Universal Music)
Facebook: www.facebook.com/lonelykamel
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