Opeth – Pale Communion
„Pale Communion“ hat sich angedeutet – etwas anderes zu behaupten, entspräche, so ehrlich muss man sein, Wirklichkeitsfremdheit. Für Opeth geht es seit Jahren weg von Death Metal (obwohl Mikael Åkerfeldt kürzlich zu Protokoll gab, einer richtig derben Platte in naher Zukunft keineswegs abgeneigt zu sein) und hin in deutlich proggigere, rockige Gefilde. War „Heritage“ bereits tief in den 70ern verankert, so ruht der Nachfolger – das mittlerweile elfte Album der Schweden – nun voll und ganz auf der verträumten, bewusstseinserweiterenden Atmosphäre jener längst vergangenen, immer wieder zitierten Ära.
Dass man sich von den Schweden kein leichtes Album erwarten darf, war klar. Dass der Einstieg aber derart schwerfällt, ist dennoch eine gewisse Überraschung. „Eternal Rains Will Come“ beginnt schräg, psychedelisch, wird im verlängerten Intro zur Spielwiese von Schlagzeuger Martin Axenrot, der den Jazzer gibt. Dahinter entwickelt sich ein faszinierender, etwas schwieriger und geradezu ätherischer Song, der in seiner natürlichen Magie Led Zeppelin und Jethro Tull nahesteht. Den verstärkten Orgeleinsatz kennt man bereits von „Heritage“, die klare Gitarre ebenso. Vergleichsweise direkt mag es hingegen das vorab ausgekoppelte „Cusp Of Eternity“, eine kraftvolle, pulsierende Tour de Force, der Herzschlag dieser Platte. Gerade das „Ahh-ahhhh“ nach dem ausgedehnten Jam-Teil wirkt wie Samt.
Abgeschlossen wird das manische Auftakt-Triptychon durch das beinahe elf Minuten lange „Moon Above, Sun Below“, ein unwahrscheinlich abwechslungsreicher Track, der von akustischem Folk bis zu knüppelharten, stellenweise gar an Dream Theater erinnernden Parts kaum Wünsche offenlässt, ellenlange Soli und ein kurzer Tribut an Cathedral inklusive. Danach haben die Schweden mit gut- bis mittelklassigem Material zu kämpfen, darunter das schwer verdauliche Doppel „Goblin“ und „River“. Erst gegen Ende tauen Opeth wieder auf, und das ausgerechnet ihrem ‚Softie‘, dem melodischen, stellenweise gar balladesken „Faith In Others“. Dass Intimus Steven Wilson diese behutsame Arrangierung melodischer Wohltaten als bislang besten Song der Bandgeschichte bezeichnet, verwundert kaum.
Die musikalische Evolution Opeths mag damit zwar (vorerst?) abgeschlossen sein, einen weiteren Höhepunkt vermisst man dieses Mal jedoch, obwohl man sich auf gewohnt hohem Niveau beschwert. „Pale Communion“ kommt nicht ganz an „Heritage“ oder dessen Vorgänger heran, dafür ist gerade der Mittelteil zu durchschnittlich, für Bandverhältnisse geradezu gewöhnlich. Was jedoch zu Beginn und am Ende dieses elften Albums geschieht, lässt kaum Wünsche offen. Opeth graben sich weiterhin in ihre 70s-Prog-Schützengräben ein und stellen damit selbst geschulte Retro-Ohren vor Herausforderungen. In ihren genialen Momenten kann ihnen nach wie vor niemand das Wasser reichen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.08.2014
Erhätlich über: Roadrunner Records (Warner Music)
Website: www.opeth.com
Facebook: www.facebook.com/Opeth
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