Wovenwar – Wovenwar
Die Inhaftierung und Verurteilung Tim Lambesis‘ bedeutete gleichzeitig das Aus für As I Lay Dying in der über Jahre bekannten Form. Für Jordan Mancino, Nick Hipa, Phil Sgrosso und Josh Gilbert, die vier Instrumentalisten der Band, ist dieses Ende ein neuer Anfang. Inmitten von kontroversen Aussagen ihres ehemaligen Mitstreiters riefen sie Wovenwar ins Leben. Von Metalcore ist herzlich wenig zu hören, was nicht zuletzt an Neuzugang Shane Blay liegt. Der Oh, Sleeper-Frontmann singt ausschließlich klar und drängt die Songs auf dem Debütalbum „Wovenwar“ in Richtung Hard Rock und Modern Metal.
Der musikalische Hintergrund der Band lässt sich natürlich nicht ganz verhehlen, gewisse Elemente wirken vertraut. „Tempest“ beginnt beispielsweise angenehm zackig und hätte durchaus auch bei As I Lay Dying funktionieren können – bis die nachdenklichen, leicht melancholischen Strophen einsetzen. Blays Vocals bringen einen gewissen Kulturschock mit sich, aber gerade darin liegt ein gewisser Reiz. Seine leidenschaftliche, hochgradig emotionale Darbietung klingt beinahe so, als suchten die Musiker nach Katharsis, nach jener Art von Neustart, die den Dreck des letzten Jahres vergessen machen kann.
Blindgänger haben sich dennoch eingeschlichen, darunter das unsägliche „Father Son“, das in Pathos zu ertrinken droht. Thirty Seconds To Mars und sogar Snow Patrol lassen grüßen. „Prophets“ hat ebenfalls mit sich zu kämpfen, gerade weil das unmittelbar zuvor platzierte „Matter Of Time“ zwischen anfänglichem Modern Thrash-Riff und Blays Chester Bennington-Gedächtnisschreien zu den größten Hits dieses Albums zählt. Ebenfalls vorne mit dabei: die Kampfansage „All Rise“ mit unverschämt eingängigem Refrain, das bleierne „Ruined Ends“ und das scharfkantige, von einem feinen Gitarrensolo zersägte „Sight Of Shore“.
Vielleicht ist „Wovenwar“ mit beinahe 55 Minuten Spielzeit zu lange ausgefallen – zumindest hat sich im Lauf des Albums eine nicht unbeträchtliche Menge an Füllmaterial eingeschlichen. Vor allem aber wird man den Eindruck nicht los, dass sich hier fünf Herren beweisen, frei spielen, die Vergangenheit abschütteln wollten. Gänzlich ist das Wovenwar (noch) nicht gelungen, ihr eponymer Einstand zeigt aber immerhin, dass man Mut zur Findung einer eigenen Identität hat, so schwer diese Reise auch sein mag.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 01.08.2014
Erhätlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.wovenwar.com
Facebook: www.facebook.com/wovenwar
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