Eden Circus – Marula
Zeit ist für Eden Circus kein Faktor. Die Hamburger Musiker spielen bereits seit mehreren Jahren zusammen und durften live unter anderem Nihiling, Galaxy Space Man und Zen Zebra unterstützen, Label-Deal plus Debütalbum gibt es aber erst jetzt. Die Wartezeit auf „Marula“, so der Titel dieses Einstands, hat sich freilich gelohnt. Post Rock, Post Metal, Prog – was auch immer es ist, wie auch immer man den Sound des deutschen Quintetts bezeichnen will, die lange Zeit in der Reifekammermacht sich bezahlt.
Fehler – das sei gleich vorab verraten – findet man nur wenige, obwohl die stattliche Spielzeit von über einer Stunde natürlich Platz für einige überflüssige Längen lasst. Gerade die Übergänge zwischen den einzelnen Titel können sich ziehen. Problematisch sind einzig die Growls – ein Stilmittel, das zu den härteren, metallischen Passagen eines dynamischen Monsters wie „Comfort“ zwar theoretisch passen würde, dem jedoch der notwendige Punch fehlt. Dass rundherum ein grandioser Song von Anathema über Tool bis hin zu Isis geschneidert wird: der Rettungsanker.
Highlights hat „Marula“ viele, müsste man sich jedoch einen bestimmten Song herausgreifen, wäre das vermutlich „Her Lovely Hands Upon The Black Earth“, in dem die Hamburger alles abrufen und sich von ihrer Schokoladenseite zeigen. Zittriger, melancholischer Prog, dezente Boil- und Ocenasize-Referenzen sowie überlebensgroße, über beinahe neun Minuten gespannte Melodie- und Spannungsbögen lassen bei jedem Durchlauf neue Details erkennen. An dieses Sammelsurium an Feinheiten kommt am ehesten noch „101“ heran mit seinem fordernden Quasi-Refrain, der in seiner Phrasierung mit den Besten des Genres mithalten kann.
„Marula“ ist beileibe keine einfache, wohl aber eine lohnens- und beachtenswerte Platte, ein ambitionierter Einstand gespickt mit Überraschungen, Spannung, Kreativität und Referenzen an sämtliche Genre-Größen der letzten beiden Dekaden. Vor allem die Tool-Parts fallen positiv aus, weil man bei aller offenkundiger Huldigung kreativ genug bleibt, um diese vertrauten Strukturen mit entsprechend eigenständiger Frische zu versehen. Nicht jede Idee glückt, manchmal ist das Auftreten zu langatmig, und doch ist Eden Circus ein hervorragendes Debüt gelungen, mit dem die fünf Hamburger vor allem ein großes Versprechen für die Zukunft abgeben.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.09.2014
Erhätlich über: Lifeforce Records (Soulfood Music)
Website: www.edencircus.de
Facebook: www.facebook.com/edencircus
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