Callejon – Wir sind Angst
Längst sind Callejon im Mainstream angekommen. Mit einem Major-Vertrag ausgestattet, erreichten „Blitzkreuz“ und das Cover-Album „Man spricht Deutsch“ im benachbarten Deutschland sogar die Top 10. Entsprechend gut stehen die Vorzeichen für „Wir sind Angst“, mit dem die Düsseldorfer den Pit gen Stadion hieven. Dicker Sound und Melodien für Metal-Massen treffen auf DIY-Ethos, analoge Produktion und eine moderne Mixtur zwischen Metalcore, Thrash, Hard Rock und Sozialkritik.
Die beiden vorab veröffentlichen Songs bringen den musikalischen Spagat dieses Albums auf den Punkt. „Dunkelherz“ begeht mit seinem schwermütigen, hochgradig eingängigen Refrain den Sturmlauf gen Radio, setzt dabei aber ebenso auf verzweifelte Schreie und ein wenig Geballer in den Strophen. Fans der ersten Stunde freuen sich über den Bezug zur „Fauler Zauber Dunkelherz“-EP. Auch in „Wir sind Angst“ wird gesungen, rundherum dafür mit ordentlich Tempo, Growls, Metalcore-Leads und Störsignalen gebolzt – eine bedingt kreative, wohl aber bekömmliche Metalcore-Melange mit Thrash-Einschlag.
Melodischer, moderner Thrash durchzieht weite Teile von „Wir sind Angst“: „Veni Vidi Vici“, „Neonblut“ und das zwischen Machine Head-Dramatik sowie Trivium-Präsenz gefangene, über weite Strecken spektakuläre „1000 PS“ sind potentielle neue Favoriten. Zwar fehlt dieses Mal ein derber Crossover-Nackenschlag Marke „Porn From Spain“, für Party sorgt dafür „Ich lehne leidenschaftlich ab“ mit seinen spartanisch eingesetzten, lauten Technobeats, fieberhaften „Whoa-oh-oh“ im Chorus sowie Doublebass-Geballer – was für ein Brett! An „Erst wenn Disneyland brennt“ werden sich hingegen die Geister scheitern: Guns N‘ Roses-Pathos, Melodic Rock und Balladen-Schmalz könnten selbst hartgesottene Callejon-Fans in die Knie zwingen.
Letztlich ist „Wir sind Angst“ ein schizophrenes Album, abermals gefangen zwischen brachialer Härte und Radio-Pathos – zwei Extreme, die Callejon weiterhin forcieren und endgültig auf die Spitze treiben. Kleinere Ausfälle und, vor allem, der schwache Mittelteil, drücken die Bewertung einer Platte, die zwar Durchhänger hat, wohl aber auch einige echte Raketen, potentielle neue Fan-Favoriten für zerstörerische Live-Shows.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 09.01.2015
Erhätlich über: Four Music (Sony Music)
Website: www.callejon.de
Facebook: www.facebook.com/callejon
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