Therapy? – Disquiet
Bock auf Rock: Nach dem großen Durchbruch 1994 mit der massenkompatiblen Rockplatte „Troublegum“ konzentrierten sich die Nordiren Therapy? vor allem auf komplexere, durchaus experimentelle Kost. Im Rahmen der Jubiläumstour zu eben jenem Millionenseller im vergangenen Jahr entdeckten Andy Cairns und Konsorten wieder ihre Liebe zum straighten Songwriting. Das 14. Studioalbum „Disquiet“ darf bis zu einem gewissen Grad als musikalisches wie inhaltliches Sequel verstanden werden und zeigt das Trio vergleichsweise massenkompatibel.
Therapy? hatten also nicht nur Bock auf bissige Hymnen zwischen Punk und Metal, sie wollten auch wissen, wie es den von Teenage Angst geplagten „Troublegum“-Protagonisten heute geht. „Still Hurts“ knüpft an „Knives“ an und zeigt einen Mann mittleren Alters, der nach wie vor mit sich und seiner Umwelt zu kämpfen hat. Eingebettet in harte, peitschende Strophen und einen melodisch angepunkten Refrain, haben die Nordiren schon den ersten Winner eingetütet. „Tides“ im direkten Anschluss hat durchaus Radioqualitäten mit einem weiteren großartigen Chorus, deutlich getragenerem Tempo und hymnischen, unterkühlten Gitarren.
Weite Passagen von „Disquiet“ operieren mit unterkühlten Post Punk-Elementen – kein Wunder, schließlich coverten Therapy? auf „Troublegum“ einst Joy Division. Auch Depeche Mode liegt den Herren nicht ganz fern. „Worlds Fail Me“, „Idiot Cousin“ und das brodelnde „Helpless Still Lost“ führen in die Hölle der Nachdenklichkeit, während „Vulgar Display Of Powder“ seinen Schwermut in erfrischend deutliche Worte packt – worum es in diesen knapp vier Minuten geht, lässt sich bereits am Pantera huldigenden Titel ablesen. Nicht minder spannend gestaltet sich der sieben Minuten lange Rausschmeißer „Deathstimate“ mit der kuriosen Herangehensweise einen Track zu schreiben, der nach einem Black Sabbath-Cover von Portishead klänge – Mission erfolgreich, monströses Riff obendrein als schmackhafte Beigabe.
Wenig überraschend zeigt „Disquiet“ die Nordiren in Bestform mit angenehmen Throwbacks, einer gewissen Restkauzigkeit und dem einen oder anderen Hit. Zwar mag die Herangehensweise des Trios bedingt kreativ gewesen sein, doch Therapy? haben eben kein „Troublegum 2.0“ aufgenommen, sondern die Geschichte fortgedacht und eine Art „Where are they now?“-Momentaufnahme vertont. Auf den kauzigen, unorthodoxen Nachfolger darf man jetzt schon gespannt sein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.03.2015
Erhätlich über: Amazing Record Co. (Soulfood Music)
Website: www.therapyquestionmark.co.uk
Facebook: www.facebook.com/Therapyofficial
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