Wardenclyffe – Control All Delete
Als sich Jacob Nordangård (ehem. Captor, The Doomsday Cult) nach Jahren der Musikabstinenz wieder dazuentschloss, zur Gitarre zu greifen und schließlich eine Band gründete, war er im Begriff seine Doktorarbeit abzuschließen. Dann die zündende Idee: ein Soundtrack zur Thesis. Wardenclyffe waren geboren, das dazugehörige Tape „Ordo Ab Chao“ international wohlwollend aufgenommen. Nunmehr mit einem fixen Lineup wurde das Debütalbum „Control All Delete“ eingespielt, das nach längerem Stillstand nun über Ván Records erscheint.
Nordangård wird unter anderem von Ola Blomkvist unterstützt, der einige Ideen für die vor kurzem aus dem Tiefschlaf erwachten Griftegård umsetzte und damit den Grundstein für das Death-Doom-Gebräu legte. Inhaltlich scheint immer wieder der wissenschaftliche Ansatz dieses Projekts durch, das thematisch zwischen Wissenschaftsgeschichte, Kybernetik und Okkultismus angesiedelt ist. Entsprechend wuchtig, schwerfällig und herrlich süffig gestaltet sich auch das Material. Einer der Favoriten unter den sechs Songs ist das behäbige „Everlearning – Neverknowing“, für das The Pope (Year Of The Goat) ein wenig Mellotron beisteuerte.
Schwache Momente gibt es nicht, zumal auch die forschen, härteren Tracks durch die Bank gelungen sind. „A Journey Through The Major Arcana“ legt ordentliches Tempo vor und zieht im Kontrast dazu schwer leidende, singende Gitarrenmotive auf, die dem Gerumpel zusätzlichen Tiefgang verleihen. Einige Wirrungen später growlt Nordangård über einen klaustrophoben, melancholischen Cocktail, der einzig im abschließenden „Externalization Of The Hierarchy“ ein wenig ins Wackeln gerät. Die bizarren Blechbläser zu Beginn und am Ende des Songs können durchaus verschrecken, der Track an sich rekapituliert das zuvor Gehörte.
Zugegeben, nicht immer sind diese viel zu kurzen 40 Minuten originell und wiederholen gewisse Motive, doch die gutturale, geschickt inszenierte Intensität von „Control All Delete“ lässt auch im x-ten Death-Doom-Riff gewisse Reize erkennen. Gerade die etwas langsameren, beinahe klassischen Songs sind bockstark und deuten an, was man sich vom bereits in Arbeit befindlichen Nachfolger erwarten könnte. Wardenclyffe debütieren stark, wenngleich auch nicht ganz fehlerfrei auf Albumlänge, bieten durch ihren ätherischen, angenehm anderen Ansatz aber willkommenes Kontrastprogramm in einem vermeintlich ausgelatschten Genre.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.03.2015
Erhätlich über: Ván Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/pages/Wardenclyffe/465190890185907
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