Liserstille – Empirical Ghost

| 24. April 2015 | 0 Comments
Liserstille

(c) G-Records

Namentlich enger zusammengerückt, gehen Liserstille musikalisch noch weiter aus sich heraus. Der überdrehte, clevere Prog-Sound, der „Nous“ und zuletzt die EP „Flight Of The Belljár“ zu kleinen Meisterwerken machte, wurde zwar nicht gänzlich aufgegeben, nimmt im Sound der Dänen um Tue Schmidt Rasmussen nunmehr aber eine kleinere Rolle ein. Auf „Empirical Ghost“ entdecken die Nordlichter die Magie des klassischen Synthesizers für sich und kämpfen damit gegen den Alterungsprozess sowie Geisterwesen.

An dieses neue Auftreten muss man sich erst einmal gewöhnen, und das nicht nur bei den langen, semi-elektronischen Instrumentals bzw. Instrumental-Passagen. „Capsules“ ist ein betont schwerer Einstieg, der quasi als entspanntere Antwort auf HORSE the Band und Genghis Tron durchgeht, wohl aber auch ordentlich rocken kann, wenn es sein muss. Es ist ja keineswegs so, dass Liserstille komplett auf Gitarren vergessen haben, sie setzen diese bloß dosierter und pointierter ein. Seltene harte Austritte, beispielsweise das leidenschaftliche, verzweifelte „Wall Mark“, nudeln sich durch zerstörerische Melodien und einen omnipräsenten Electro-Teppich mit durchaus unterhaltsamem Ergebnis.

Nein, schlecht ist diese Platte nicht, wohl aber eigenwillig. Die Dänen rücken wieder etwas näher an Muse, wenn auch auf andere Art und Weise. „Harlequin’s Tale“ klingt wie eine Zeitreise durch das Schaffen des britischen Trios und nimmt sogar jüngere poppige Muster mit, baut auf übertriebenen Prunk und Glorie. Tatsächliche Probe aufs Exempel ist aber „Zenith“, das Herzstück des Albums mit zwölf Minuten Spielzeit und ordentlich Leerraum für elektronische Ausflüge. Die Mini-Rockoper im Herzen von „Empirical Ghost“ ist stellenweise begeisternd heavy, dann wieder synthetisch und zäh.

Stillstand kann man Liserstille nun wirklich nicht vorwerfen. Vorteilhaft ist die auf „Empirical Ghost“ durchlebte Entwicklung aber keineswegs. Es ist durchaus legitim, dass sich eine Band gen neue Ufer orientiert und sich um stilistische Öffnung, um das Ausloten neuer Extreme bemüht. Ellenlange Elektronik-Intermezzi oder gar minutenlange Instrumentals störten den Fluss des Albums, das nach wie vor herausragende Melodien, große Prog-Kunst und überraschende Wendungen zu bieten hat. Bloß ist der Glanzlack ab und wurde durch klebrigem Zuckerguss ersetzt. In den besten Momenten macht das unheimlich Laune, stellenweise nerven Liserstille. Geduldige Hörer finden hier immer noch unwahrscheinlich großartige Passagen; Passagen, die unbedingt wieder in den Mittelpunkt rücken müssen.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 24.04.2015
Erhätlich über: G-Records (Rough Trade)

Website: www.liserstille.com
Facebook: www.facebook.com/LISERSTILLE

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Category: Magazin, Reviews

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