Arcturus – Arcturian
Zehn Jahre nach dem letzten Studioalbum hat Norwegens eierlegende Wollmilchsau endlich wieder Saison. Steinar „Sverd“ Johnsen konnte seinen durchgeknallten Weltraumkreuzer Arcturus erneut auf Kurs bringen und wird dabei von einer prominenten Riege rund um aktuelle und ehemalige Mitglieder von Dimmu Borgir, Ulver, Borknagar und Mayhem unterstützt. „Arcturian“, das Comeback-Werk, ist, wie üblich, angenehm anders, schwer greifbar und legt sich gelegentlich selbst Steine in den Weg.
Einst als Vehikel für die beteiligten, gerne wechselnden Musiker gegründet, um sich abseits der ihnen anheimen Black-Metal-Pfade zu entfalten, sind Arcturus heute vor allem positiv seltsam. Das eigentümliche Beat-Synthi-Konstrukt „Warp“ könnte durchaus von Waltari stammen und zählt mitunter zu den eigentümlichsten Auswüchsen dieser Platte, deren Hits sich vielleicht nicht beim ersten Durchlauf erschließen.
„Crashland“ ist eine jener großartigen Nummern, die den semi-orientalischen orchestralen Bombast von Orphaned Land auf die kuriose neue Prog-Schule um Leprous treffen lässt. Sehr schön: ein komplett durchgeknallter ICS Vortex, der immer wieder ins Falsett fällt. Weniger toll: die flache, holprige Produktion, der unter anderem Hellhammers außerordentlich variantenreiches Drumming zum Opfer fällt.
Hinter diesen Schwächen verbirgt sich aber so manch großartiger Song. „Pale“ punktet abermals mit Bombast, rast aber ebenso durch die extrem-metallische Kinderstube mit wachsender Begeisterung und hinterlässt dabei feuchte Augen, wenn für wenige Momente Met-seliger Viking Metal angespielt wird. Der Opener „The Arcturian Sign“ hingegen schlägt die Brücke von elektronischen Auswüchsen über schwarzmetallische Ausritte bis hin zu Prog-Wucht. Selbst über die Mischung aus Techno-Folk und Synthi-Schwarzwurzel-Essenz von „Bane“ darf man lächeln.
Viel Geduld, hohes Durchhaltevermögen, Ausdauer und ein bisschen Wahnwitz sind notwendige Begleiter für ein Album, das selbst Devin Townsend ein wenig seltsam finden dürfte. „Arcturian“ ist, im positivsten Sinn, komplett durchgeknallt und, dem Auftreten Arcturus‘ entsprechend, wie von einem anderen Stern. Größtes Manko ist die schmalbrüstige, unausgeglichene Produktion, die sich negativ auf den Antrieb auswirkt. Blendet man dies aus, schwebt dieses Raumschiff völlig losgelöst von jeglichen irdischen Wurzeln hin zu einem Stern, der hoffentlich keinen Namen trägt – welch merkwürdiges Wunderwerk.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 08.05.2015
Erhätlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/arcturusnorway
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