Satyricon – Live At The Opera
Black Metal war für Satyricon immer schon bestenfalls eine Behelfsschublade, aus der sich Satyr und Frost schon vor Jahren emanzipierten. Extrem muss es sein, gerne experimentell und zuweilen gar überraschen – siehe die selbstgesetzte Tempo-Limitierung auf „Now, Diabolical“ oder der Nick Cave-Moment auf dem aktuellen Album „Satyricon“, zu dessen Release eine ganz besondere Show auf die Beine gestellt wurde. Satyricon traten gemeinsam mit dem Chor der norwegischen Staatsoper auf. Festgehalten wurde das Unternehmen in Bild und Ton, nun als „Live At The Opera“ erhältlich.
Wenig überraschend liegt der Fokus auch auf dem selbstbetitelten achten Studioalbum der Norweger, dessen Material wohl zu einem gewissen Teil mit dem Hintergedanken an diesen speziellen Auftritt – die Planung für die Chor-Performance nahm eineinhalb Jahre in Anspruch – entstanden sein muss. Nach dem an eine Doom-Version von „When The Saints Are Marching In“ erinnernden Intro „Voice Of Shadows“ legen Satyricon aber erst einmal mit zwei Klassikern los, für die sich Satyr per Bühnenaufzug an die Oberfläche bringen lässt.
Das sich während „Now, Diabolical“ ergebende Bild ist durchaus bizarr: Sitzbangen im Auditorium, noch will das Publikum so recht aufstehen – das geschieht erst nach verbaler Ermutigung Satyrs während der Ansprache vor dem nun folgenden „Repined Bastard Nation“. Mittlerweile konnte man sich bereits ein gutes Bild vom Chor machen, der, etwas nach hinten versetzt stehend, in der Bühnenmitte platziert ist und tatsächlich geradezu spektakulären Mehrwert bringt, mit jedem weiteren Track zur essentiellen Entität dieses Unterfanges wird. Mal werden bestimmte Gesangspassagen, dann gewisse Rhythmuswechsel akzentuiert. Während instrumentalen Passagen schwillt der dramatische Gesang an, zelebriert die direkte Abfahrt in den Hades.
Alle Highlights aufzuzählen, ist schier unmöglich. „Die By My Hand“ bietet im großartigen, vom Publikum mitgebrüllen Refrain einen gar beeindruckenden Moment, während der Chor gar süßlich über die Instrumentalpassagen schwebt. Auch Sivert Høyem von Madrugada gibt sich im herrlich düsteren, dezent an Nick Cave erinnernden „Phoenix“ die Ehre – ein Song, der wie für den Chor gemacht zu sein scheint. Krachend auch das Finale: „Mother North“, der mit Abstand älteste Track dieser Performance, fährt wie infernales Höllenfeuer durch den weiten Rund des Saales, während das unkaputtbare „K.I.N.G“ zur wahren Black’n’Roll-Machtdemonstration wird. Wenn Satyr, Chor und Publikum das finale „King!“ brüllen, scheint das altehrwürdige Gemäuer kurz zu beben.
Ob auf DVD oder Doppel-CD – „Live At The Opera“ funktioniert in beiden Formaten, was nicht zuletzt am großartigen Sound und Mix liegt. Für das Bild-Dokument setzten Satyricon bewusst auf rohe Aufnahmen, die im schroffen Gegensatz zum festlichen Aufführungssaal stehen und geschickt die wilde Energie der Norweger mit dem klassischen Chor kollidieren lassen. Das gemeinsame Konzert sollte, unabhängig ob in Bild oder Ton, in keiner härteren Metal-Sammlung fehlen – welch grandioses Schauspiel bei atemberaubend hochklassiger Musikalität.
Erhältlich ab: 01.05.2015
Erhätlich über: Napalm Records (Universal Music)
Website: www.satyricon.no
Facebook: www.facebook.com/SatyriconOfficial
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