Veil Of Maya – Matriarch
Man mag von Veil Of Maya halten, was man will, aber Angst vor Experimenten kann man dem Tech-Metal-Quartett aus Illinois nicht vorwerfen. Die Amis haben ihren Sound von Album zu Album immer weiter verfeinert und erweitert. Diesen Kurs halten sie auch mit ihrem fünften Langeisen. Für „Matriarch“ haben sich die Jungs scheinbar auch etwas an ihren Genre-Kollegen von Periphery orientiert. Neben eingängigeren Song-Passagen haben die Jungs nämlich auch ordentlich Klargesang in ihr Repertoire aufgenommen.
Natürlich sorgen gerade diese Nuancen in der Deathcore- und extremen Metal-Szene für voreilige Facepalms und unverständliches Kopfschütteln. Wenn man aber von der Perspektive der Band an die Sache herangeht, macht diese Weiterentwicklung durchaus Sinn. Schließlich möchte man den Sound auf das nächste Level hieven und eine breitere Masse erreichen.
Nach einem dezent Slipknot-mäßigen Auftakt taucht man mit dem kurz und knackigen „Nyu“ in das zwölf Songs umfassende Tech-Gewitter ein. In Sachen Songwriting haben die Jungs ihre Hausaufgaben gemacht. Die immer noch dominanten polyrhythmischen Stakkato-Riffs und präzise Doublebass-Attacken („Leeloo“) werden merklich öfter durch proggige Instrumental-Passagen aufgelockert („Phoenix“) als noch auf den Vorgängern. Der Vierer verliert sich dabei nie zu sehr in ausschweifendes Tech-Geschrammel. Hier zeichnet sich einmal mehr die allgemein kurz gehaltenen Songs aus. Auch die cleanen Vocals kommen dem Material im Großen und Ganzen zugute.
Die erste Gesangskostprobe bekommt man mit „Ellie“ serviert, welches zwar im Grunde genommen Veil Of Maya der alten Schule ist, aber im Refrain sofort Parallelen zu Periphery aufweist. So klingt Lucas Magyar doch verdächtig ähnlich wie Spencer Sotelo. Soll auch heißen, dass jene, die schon mit dem Pop-Appeal von Sotelos Vocals nicht warm werden, sich wahrscheinlich auch bei Magyar die Zähne ausbeißen werden. Teilweise wirken die cleanen Passagen zu forciert und etwas zu viel des Guten. Auch wenn Magyar definitiv singen kann, wäre oft weniger mehr gewesen. So wird ansonsten starken Songs, wie „Three-Fifty“ und „Daenerys“, durch überenthusiastisches Pop-Geseiere der Wind aus den Segeln genommen.
Die Stärken des Albums liegen vor allem in Tracks, bei denen die Balance zwischen progressiver Härte und melodischer Eingängigkeit stimmt. Passende Beispiele dafür sind das vorab veröffentlichte „Mikasa“, das mächtige „Aeris“ und das abschließende „Lisbeth“. Ein wahres Highlight ist das unbarmherzig losbretternde „Teleute“ inklusive Solo von Born Of Osiris-Axtmann Jason Richardson. Hier wird Tempo deutlich vor vertracktes Geriffe gestellt.
Die neue, zugänglichere Ausrichtung von Veil Of Maya weiß zu gefallen. „Matriarch“ klingt schlüssig und wirkt nicht wie ein lose zusammengeklatschtes Tech-Gemetzel. Trotz eingängigeren Songstrukturen kommen Prog- und Tech-Fans der neuen Schule immer noch voll auf ihre Kosten. Sieht man über die teils übereifrigen Pop-Avancen in den Vocals hinweg, bekommt man mit „Matriarch“ ein kurzweiliges und anspruchsvolles Hörerlebnis serviert.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 22.05.2015
Erhältlich über: Sumerian Records / Rykodisc (Warner Music)
Website: www.veilhasrisen.com
Facebook: www.facebook.com/veilofmaya
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