Our Survival Depends On Us – Scouts On The Borderline Between The Physical And Spiritual World
Wenn sich Our Survival Depends On Us aufraffen, um ein neues Album zu veröffentlichen, wird es im Normalfall spektakulär. Noch ist das Salzburger Quintett ein gut gehütetes lokales Geheimnis, doch mit dem dritten Studioalbum in stattlichen elf Jahren sollte sich das endlich ändern. Den Sound von „Scouts On The Borderline Between The Physical And Spiritual World“ sinnvoll und griffig zu beschreiben, ist so gut wie unmöglich. Mit zwei Sängern, prominenten Gästen und gewohnt spirituellen Klängen ist das extreme Gesamtbild aber so spannend wie nie zuvor.
Die Unterstützer alleine lesen sich bereits eindrucksvoll: V. Santura (Triptykon, Dark Fortress) war für Mix und Mastering verantwortlich, zu den Gästen zählen Steindór Andersen (bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Sigur Rós), Florian Hucek (Obscure Anachronism) und der äußerst umtriebige Kvohst (Grave Pleasures). Wer das abschließende Outro „Animals With Bloodstained Teeth We All Have Been“ spricht, bleibt unbekannt. Abgesehen von der spirituell-konzeptuellen Ebene darf das auch egal sein.
Musikalisch beginnt das dritte Album der Salzburger mit „Let My People Go“ so richtig. In knapp vier Minuten wird ein Bibel-Zitat seinen Angeln enthoben. Nun wird Jesus aufgefordert, das Volk ziehen zu lassen. Diese herrlich eigentümliche, geradezu verschmitzte Kirchenkritik wird in einen wuchtigen Midtempo-Stomper mit gewohnt extremen Metal-Klängen, Düsternis und dezent folkigen Untertönen verpackt. Über all dem schwebt der spektakuläre, wohl auch spezielle Zwiegesang von Mucho und Thom – anfangs schief und unvollkommen anmutend, mit jedem weiteren Durchlauf immer stärker und voluminöser werdend.
„Sons And Daughters“ will gesondert hervorgehoben werden, und das nicht nur aufgrund seiner stattlichen Spielzeit von knapp 14 Minuten. Our Survival Depends On Us balancieren hier nahe an gleich mehreren Abgründen und ziehen sich dennoch mehr als respektabel aus der Affäre. Auf den langen, esoterischen Auftakt folgt ein weiteres unorthodoxes Monster mit Doom- und Sludge-Elementen, monumental schräger, epischer Gesangsleistung, einem Hauch Bathory und zig Breaks zwischen instrumentalem Spannungsaufbau, mehrstimmigem Crescendo und entrücktem, verworrenem Wurmfortsatz.
Was Our Survival Depends On Us mit „Scouts On The Borderline…“ tatsächlich sagen wollen, bleibt offen. Dieses ellenlange Konstrukt zu entwirren, ist eine Herausforderung und damit typisch für die fünf Salzburger. Ihr Sound wirkt noch eine Spur breiter, ausgefeilter, abwechslungsreicher, und doch ist der omnipräsente Ranz der bisherigen Veröffentlichungen ein wenig in den Hintergrund gerückt. Was zunächst ungemein gewöhnungsbedürftig – selbst für Bandverhältnisse – anmutet, funktioniert aber blendend, denn die noch stärkere Hinwendung zu epischen Klängen, die komplette Öffnung gegenüber jeglichen Klangfarben und das spirituelle Gesamtkonzept schlagen ein.
Auch wenn die erschütternde Klasse der ersten beiden Alben nicht ganz erreicht wird, ist Our Survival Depends On Us auch mit „Scouts On The Borderline…“ ein bewegendes Kunstwerk gelungen, das Querhörer herrlich lässig abwirft und Staub schlucken lässt. Primordial lassen grüßen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.11.2015
Erhätlich über: Ván Records (Soulfood Music)
Website: www.osdou.com
Facebook: www.facebook.com/oursurvivaldependsonus
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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