Secrets Of The Moon – Sun
„Die Sonne ist sowohl Quell wärmenden Lichts als auch alles verschlingender Feuerball“ – mit diesen ambivalenten, bedeutungsschwangeren Worten öffnet das Begleitschreiben zu „Sun“, dem neuen Album von Secrets Of The Moon. Tatsächlich klingt es gleichermaßen nach Anfang und Ende; die deutschen Nachbarn verarbeiten hier bewegte letzte Jahre, in die unter anderem der Tod von Ex-Bassistin LSK fiel. Sie wird als „Spirit“ bezeichnet – ein Beleg für ihre ganz besondere Rolle auch abseits der Musik. Genau die hat sich auch hörbar verändert und bleibt dennoch der DNA der Schwarzmetaller treu.
Natürlich rappelt es nach wie vor ordentlich im Black-Karton, nur ist die nackte, karge Wucht des Rausschmeißers „Mark Of Cain“ mittlerweile eine Rarität. Der dezente Satyricon-Twang ist hier noch vorhanden, ebenso das mit rasiermesserscharfer Präzision verkloppte Schlagzeug. Epische Instrumentals und das atemlose, erhabene Finale erinnern gar an Bathory. „No More Colours“ hingegen, der Opener, setzt zwar auch auf klassische Urgewalten, aber nicht ausschließlich. Selbstzerstörerische Elemente und reduzierte Emotionalität bereiten auf den Rest des Albums vor.
Den meisten dürfte der Vorbote „Hole“ bereits bestens bekannt sein. Hier lässt sich der gegenwärtige Sound von Secrets Of The Moon vielleicht am besten nachhören – klirrend kalt, nachdenklich, ein wenig an Fields Of The Nephilim und die frühen Killing Joke erinnernd. Zwischen klaren Melodien, halb gesungenem Geknurre und weiblichen Backings bleibt es durchgehend spannend. Fast noch faszinierender: „Dirty Black“, das sich seinen Namen redlich verdient und mit Alice In Chains-Referenzen überrascht. Grunge-Gitarren sind hier allerdings nicht zu finden, es geht viel mehr um eben jene bleierne, erdrückende Atmosphäre.
Es ist dies eine sinnbildliche Präsentation für ein angenehm unaufgeregtes Album zwischen den Stühlen, das die Fangemeinde wohl teilen dürfte. Gewissermaßen wandeln Secrets Of The Moon zwischen den Welten, illustrieren gleichermaßen Anfang und Ende einer ganz besonderen Phase im Leben der Band und finden in melodischer Finsternis neue Inspiration. „Sun“ überrascht mit seiner nackten Ehrlichkeit und durchwegs unerwarteten Präsentation, aber hierin liegt ein nicht zu verachtender Reiz. Noch sind sie nicht wieder großartig, der Weg dorthin, die frische Energie, die Brücke zwischen Black Metal und Retro-Schwärze, ist aber höchst aufregend und von größtem Potential gesäumt. Anders gesagt: eine Platte für geduldige Entdecker und Genießer.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.12.2015
Erhätlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)
Website: www.secretsofthemoon.de
Facebook: www.facebook.com/sotm777
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