Bloodiest – Bloodiest
Musik als Reise in seelische Untiefen, als Ausloten von Grenzen und Sammeln neuer Erfahrungen – so oder so ähnlich gestaltet sich das Schaffen von Bloodiest. Hinter diesem Gore-Namen stecken ehemalige Mitglieder von Russian Circles, Yakuza und Corrections House, die sich gemeinsam dem Hang zu experimentellen Klängen hingeben. Wo das schlicht „Bloodiest“ betitelte zweite Studioalbum des Sextetts einzuordnen ist, wird zur Gretchenfrage.
Um auf eine weitere abgedroschene Phrase zurückzugreifen: Der Weg ist das Ziel. Am interessantesten ist es immer noch, den Herrschaften auf ihrer musikalischen Reise zu folgen und sich einfach fallen zu lassen. Ein wenig wirken sich wie rockig orientierte Brüder im Geiste von Neurosis, spielen zeitweise auch mit dem Killing Joke’schen Übergang von Post Punk zu Industrial. Auch die verrückte, stilisierte Abstrahierung von Swans zieht sich wie ein roter Faden durch das kreative Schaffen.
Da wäre beispielsweise „Broken Teeth“, sauber zur Album-Mitte platziert. Über siebeneinhalb Minuten stochern Bloodiest durch das Dunkel, getragen von Bruce Lamonts Vokal-Akrobatik zwischen Chants, beschwörendem Gesang und bedrohlichem Brummen. Weiche aber bestimmte Gitarren strahlen stete Gefahr aus, seltene Intensivierungen des Geschehens erinnern an eine Psychoterror-Version von Tool. Das schier endlose Doppelfinale „Separation“ und „Suffer“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, widmet sich angesichts seines entstellten, monotonen Gitarrenriffs aber eher Noise-Experimenten.
Nicht immer die große Offenbarung, aber stets spannend als bestimmte, forsche Grenzerfahrung: Bloodiest wagen sich auch mit ihrem zweiten Album weit hinaus und ergründen die Möglichkeiten ihres musikalischen Schaffens. Gelegentlich kann das schon mal nerven, doch die verschiedenen Wendungen und überraschenden Variationen sorgen auch weit über die ersten Durchläufe hinweg für Spannung – und Kopfschmerzen.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 15.01.2016
Erhätlich über: Relapse Records (Rough Trade Distribution)
Facebook: www.facebook.com/BloodiestBand
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