Traktor – Mean Business

| 12. Februar 2016 | 0 Comments
Traktor

(c) Traktor

Nachhaltigkeit ist eines DER Schlagworte der Gegenwart. Wirtschaft, Tourismus, Agrarbereich – und jetzt auch Musik? Traktor haben sich in einem ersten Schritt entschieden, ihr neues Album „Mean Business“ in Eigenregie zu veröffentlichen, weil sie von der Plattenindustrie enttäuscht sind. Über die Crowdfunding-Variante gibt es einen digitalen Download. Werden 150 Downloads verkauft, werden auch Platten in streng limitierter Funder-Stückzahl produziert, um unnötigen Herstellungsaufwand und damit verbundene Umweltbelastung zu vermeiden. Ist das vielleicht die Zukunft der Musik?

So sparsam (und sorgsam) Traktor mit der Distribution ihres neuen Albums auch umgehen, auf musikalischer Ebene ist von Zurückhaltung nichts zu spüren. In bewährter Weise kreuzt das Quartett Post-Hardcore mit Indie Rock und einem Hauch Punk für maximale Schrammelgewalt. Die wütenden, bissigen Vocals samt überschlagender Stimme erinnern in einem kuriosen Twist an die Beastie Boys, bleiben letztlich aber doch Refused und Konsorten treu – höre beispielsweise „First Skin Blood“, diese kauzige Ansammlung von Komplexen, getragen von einer herrlich pumpenden Rhythmusabteilung und flirrenden Gitarren.

Dieser Spagat zwischen Tanzbarkeit und verkopfter Wut macht sich auf Albumlänge gut mit kleineren Ausreißern nach oben. „No Filter“ beispielsweise lässt eingängige Muster durchschimmern, zerlegt diese jedoch mit Hackschnitzel-Attacken und breiten Leerstellen. „The Cause And Cure“ mutiert zum umgänglichen Rocker mit einem Hauch Noisecore im Hintergrund, schön straßen- und mitsingtauglich. Seltene Schwächen, wie das im Nichts versandende „W.T.R.R.“, trüben den Gesamteindruck ein wenig.

Nicht immer druckvoll und dominant, aber stets spannend: Traktor machen das Beste aus ihren Möglichkeiten und zucken stets heftig. „Mean Business“ wirkt angenehm unberechenbar, zeigt aber gleichzeitig, dass es manchmal auch zu viel des Guten sein kann: zu viel Wut, zu viel Hektik, zu viel Anti-Melodie-Denken, zu viel entrückte Ekstase. Und doch liegt in diesem Kleinod, diesen knapp 40 Minuten, jener verkopfte Reiz, der immer und immer wieder hinhören lässt.

Wertung: 7/10

Erhältlich ab: 19.02.2016
Erhältlich über: Atlas Rec. (Download / Vinyl only)

Website: www.traktorbiz.com
Facebook: www.facebook.com/traktorbiz

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Category: Magazin, Reviews

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