Caliban – Gravity
Unbeeindruckt rattert und surrt die Maschine Caliban weiter, nun bereits auf ihrem zehnten Studioalbum. Zu einem gewissen Grad geht es um Wiedergutmachung: „Ghost Empire“ hatte seine Schwächen, vor allem in der zweiten Hälfte. Auf „Gravity“ setzt das Quintett nun auf sein bewährtes Umfeld, kündigt aber gleichzeitig an, auf ihre alten Tage keinesfalls melodischer und breitenwirksamer werden zu wollen. Mehr Düsternis und eine Reihe an Gästen wecken Hoffnung.
Abermals legen Caliban furios los und packen mit „Paralyzed“ einen echten Wellenbrecher aus. Diese viereinhalb Minuten haben alles, was die Band ausmacht: wütende, bratende Strophen, großer Refrain mit dicken Melodien, Brachialgewalt und Eingängigkeit. Das mag vielleicht nicht innovativ sein, ist aber unheimlich fett. Schwieriger gestaltet sich da schon das Monster „Mein schwarzes Herz“. Deutsche Texte sind mittlerweile nicht mehr neu bei den Metalcore-Veteranen, der penetrante, mehrstimmige Chorus verlangt aber ein wenig Geduld. Die Rechnung geht auf – ein Hit, den Callejon auch gerne geschrieben hätten.
Für „The Ocean’s Heart“ lud man sich Alissa White-Gluz von Arch Enemy ein. Der Wellenbrecher erinnert gerade in den instrumentalen Passagen an White-Gluz‘ Hauptband, packt ordentlich klassische Energie in ein modernes Gewand. Wer es gerne etwas Caliban-typischer hat, lässt sich von „Crystal Skies“ (mit Jamie Graham von Heart Of A Coward) den Nacken verdrehen. Insgesamt fällt aber auch hier, wie schon auf „Ghost Empire“, die zweite Hälfte schwächer aus, wenn auch ohne drastisches Gefälle. Einziger echter Ausfall ist die rührselige Power-Ballade „brOKen“, die keinerlei Stimmung aufkommen lassen will. Dann doch lieber das bissige Powerhouse „No Dream Without A Sacrifice“.
Nach wie vor haben Caliban mit ihrer Form zu kämpfen, scheinen aber langsam aber sicher wieder zurück in die Spur zu finden. Auch „Gravity“ kann das Anfangsniveau nicht komplett auf Albumlänge handeln, die zweite Hälfte hält nur selten echte Highlights parat. Dennoch beschwert man sich auf hohem Niveau, denn wie eigentlich immer packt das deutsche Quintett eine willkommene Mischung aus Power, Abwechslung, hochgradig intelligenten Texten mit starkem Beitrag zur Flüchtlingsdebatte („Walk Alone“) und ein wenig Experimentalität auf ein weiteres unterhaltsames Album. Das darf, soll und will schon mal honoriert werden.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 25.03.2016
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: www.calibanmetal.com
Facebook: www.facebook.com/CalibanOfficial
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