Spiritual Beggars – Sunrise To Sundown
Kaum zu glauben, aber wahr: Obwohl die Spiritual Beggars im Vergleich zu Michael Amotts Hauptband Arch Enemy eher den Eindruck eines Nebenprojekts erwecken, gibt es sein Retro-Rock-Betätigungsfeld tatsächlich vier Jahre länger. Mittlerweile hat sich das aktuelle Lineup, zuletzt mit „Earth Blues“ überaus stark unterwegs, stabilisiert, und stellt bereits sein neuntes Studioalbum vor. „Sunrise To Sundown“ ist die bislang abwechslungsreichste Platte der Nordlichter und trieb ihrem Vordenker kleine Sorgenfalten auf die Stirn. Ob er damit, wie Amott befürchtet, etwas zu weit gegangen ist?
Die ersten Durchläufe, so viel sei verraten, können ein wenig verunsichern. Tatsächlich klangen Spiritual Beggars noch nie so bunt und vielschichtig. Dahinter liegt aber auch ein gewisser Reiz, der unter Umständen erst nach mehreren Durchläufen entdeckt wird. „Sunrise To Sundown“, der energische Opener, lebt allerdings ein Leben in geregelten Bahnen und hätte mit seinem bissigen Uptempo-Stadion-Refrain auch durchaus auf der letzten Platte stattfinden können. Das Riff lässt dezente Stoner-Rückschlüsse zu, während Apollo Papathanasio eher in klassischen Gefilden trällert – eine effektive, unterhaltsame Mischung.
Wie klassisch das Quintett klingt, zeigt „No Man’s Land“ vermutlich am besten, das wie eine einzige überlebensgroße Dio-Hommage klingt. Was zunächst schräg anmutet, macht aber bald Sinn, selbst im etwas langen, reduzierten Mittelteil. Natürlich verzichten Spiritual Beggars keineswegs auf klassiche Rocker: „You’ve Been Fooled“, „What Doesn’t Kill You“ mit feinster Melodic-Metal-Gitarrenarbeit und das wuchtige „Dark Light Child“ zeigen sämtliche Ausprägungen der Veteranen. Außerdem hat sich mit „Southern Star“ ein herrlich düsterer Südstaaten-Rocker mit dezenten Thin-Lizzy-Anleihen eingeschlichen – kurios aber sympathisch.
Zwischen den Stühlen lebt es sich am besten, und die Nordlichter mit internationaler Unterstützung fühlen sich in ihrer Rolle hörbar wohl. Im propagierten Genre-Spielzelt belohnen sie jene, die etwas geduldiger sind, denn „Sunrise To Sundown“ braucht Zeit, um sich vollends zu erschließen. Es lohnt sich allerdings, wie fast immer bei den Spiritual Beggars, denn Breite und Tiefgang wissen souverän zu unterhalten. Eben ein Rockalbum für Freunde der alten Schule.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.03.2016
Erhältlich über: InsideOut Music (Sony Music)
Website: www.spiritualbeggars.com
Facebook: www.facebook.com/spiritualbeggarsofficial
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