Messenger – Threnodies
Während viele jüngere Prog-Bands Richtung krachende, experimentelle Moderne gehen, versuchen Messenger aus London einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Progressive Rock, Psychedelic, Pink-Floyd-Gefühl und wenige vom Debüt „Illusory Blues“ verbliebene Akustik-Untertöne dominieren das Geschehen. Mit dem Wechsel von Svart zu InsideOut gestaltet sich der Sound insgesamt etwas gitarrenlastiger, bleibt aber herrlich melodisch. „Threnodies“ wird zum Wandler zwischen musikalischen Welten.
Wie spannend Messenger sein können, verdeutlicht der fantastische Opener „Calyx“. Ruhig und zaghaft tasten sie sich voran mit einem Hauch von Radiohead, bevor schließlich kaskadenartige emotionale Wucht die Ein-Minuten-Marke trifft. Die Folge: kurze, aufwühlende Eruption, gleichzeitig Auftakt für wechselhafte, beinahe Jam-artige musikalische Gebilde. Der ausufernde, beinahe spacige zweite Teil setzt sogar neue Band-Härtemaßstäbe.
Auch wenn es nicht mehr so wuchtig wird, für Spannung ist auch im weiteren Verlauf gesorgt. „Pareidolia“ ist über weite Strecken die Antithese zu seinem Auftakt, bleibt über knapp acht Minuten Spielzeit in sich ruhend und setzt süßliche, Gilmour’sche Akzente. Freilich, diese drastische und doch stilvolle Entspannung ist nicht für jedermann, offenbart aber so manch faszinierenden Moment. Da wäre beispielsweise der gemächliche, eingängige Refrain von „Balearic Blue“ oder die stellenweise überraschend heftige Dissonanz in „Nocturne“, die sich mit einem Ibiza-tauglichen Easy-Listening-Gitarrensolo abwechselt.
So mancher Exkurs auf „Threnodies“ hat bizarre Elemente, doch als großes Ganzes zusammengefasst, funktioniert die Mischung aus beinahe benebelter Stille, psychedelischen Ausflügen und etatmäßigen Eruptionen richtig gut. Messenger setzen auf Reduktion und lassen packende Ideen für sich sprechen. Dafür braucht es nicht viel, nur etwas Gefühl und massig Spielfreude. Anders als „Illusory Blues“ und doch so vertraut – und, vor allem, ähnlich stark: Die Briten präsentieren eine ganz besondere Geduldsprobe.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.04.2016
Erhältlich über: InsideOut Music (Sony Music)
Website: www.messengerbanduk.com
Facebook: www.facebook.com/messengerbanduk
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