Joy – Ride Along!
Auf der Suche nach der Seele von Rock’n’Roll sind Joy in einen verwunschenen Wald geraten, der ein Tor in eine bis dato unerkannte, psychedelische Dimension öffnete. So oder so ähnlich lässt sich ihre letzte Platte „Under The Spell Of Joy“ zusammenfassen, ein kompaktes Werk mit starken Songs und herrlich ausladenden Jams. Das Trio aus San Diego scheint Blut geleckt zu haben und knüpft mit „Ride Along!“ nahtlos daran an. Festhalten, es wird wild.
Wer beim eröffnenden „I’ve Been Down (Set Me Free)“ nicht sofort Luftschlagzeug spielt, wird mit diesem Album keine Freude haben. Nach einem kurzen Intro walzen Joy in vergleichsweise knappen Dimensionen so ziemlich alles platt. Die heulenden Gitarren erinnern stellenweise an die Anfangszeit von Led Zeppelin, die Vocals sind stark im 70s-Rock verhaftet und dezente psychedelische Anklänge treten nur so stark hervor, um gerade aufzufallen. Von den teils wilden Psych-Jams, die ein wenig später einsetzen werden, ist das noch weit entfernt.
Die US-Amerikaner erhöhen die Psych-Anteile konstant bis zum ersten wirklichen Monster dieser Kategorie: „Going Down Slow“ wirkt ein wenig verwachsen und doch so sympathisch, gerade weil immer wieder richtig schön dicker Rock durchbricht. Ähnlich funktioniert auch das überdrehte, ellenlange Finale „Gypsy Mother’s Sun“ oder das feiste „Evil Woman“. Zwischendurch setzt es eine herausragende Coverversion des ZZ-Top-Tracks „Certified Blues“ und das zweite Rock’n’Roll-Biest dieses Albums: „Misunderstood“, eine total abgedrehte Hymne mit Suchtfaktor.
Klar, in der zweiten Albumhälfte flaut das Geschehen insgesamt ein wenig ab, aber nicht bevor Psych-Kaskaden wie ein Wirbelsturm über den Köpfen der willigen Meute einstürzen. Natürlich hat „Ride Along!“ kleinere Schwächen, doch die schiere Spielfreude, mit der Joy dieses etwas andere Retro-Feld beackern, macht unheimlich Laune. Kopf abschalten, mitnicken, Luftgitarre und Luftschlagzeug raus – so charmant kann latenter Wahnsinn sein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.05.2016
Erhältlich über: Tee Pee Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/JOYBANDOFFICIAL
Letzte Kommentare