Nervosa – Agony
Von Sepultura bis Krisiun ist Thrash Metal in Brasilien fast so etwas wie eine Staatsreligion. Gerade die etwas ruppigere Schule, wie sie auch im Deutschland der 80er Jahre populär war, findet hier nach wie vor großen Anklang. Auch Nervosa haben sich diesem Sound verschrieben. Die drei Damen prügeln sich mit ruppiger Wucht durch die Anfänge des Genres und legen mit „Agony“ nun einen neuen Wellenbrecher vor.
Überraschungen bleiben weitestgehend aus, aber dafür hört man auch nicht unbedingt Old School Thrash. Mit roher Gewalt, herrlich kehligem Gekeife und weitestgehend hohem Tempo pflügen Nervosa sämtliche Äcker um. Da wäre beispielsweise „Deception“ mit seinen monotonen, angriffslustigen Riffs, die stellenweise auch in Death-Metal-Gefilden funktionieren würden. Oder „CyberWar“, das nach ein wenig Bassgewitter mit punkigem Einschlag punktet. Discharge-Fans spitzen die Ohren.
Mehr davon? „Guerra Santa“ rumpelt durch die Uptempo-Kinderstube, „Arrogance“ deutet stellenweise sogar Blasts an und „Hypocrisy“ verhackstückt kleinere Groove-Passagen – nicht immer ganz einfach, aber durchaus reizvoll. Wer es dann doch härter mag, packt mit „Theory Of Conspiracy“ die Brechstange aus. Richtig schräg wird es aber nur im Bonus-Bereich der limitierten Auflage, wenn „Wayfarer“ vor und nach dem eigentlichen Thrash-Brocken losgelösten Soul-Gesang auspackt. Das ist zumindest höchst gewöhnungsbedürftig.
Nicht durchgehend genial, wohl aber über weite Strecken unterhaltsam: Wer Thrash Metal der alten Schule mag, wird Nervosa lieben. Alle anderen machen besser einen weiten Bogen um diese Platte. Wirkliche Originalität lässt „Agony“, abgesehen vom souligen Schlussakt, zwar vermissen, die ruppige Produktion und die blanke Wut, welche die drei Damen an den Tag legen, ist aber erfrischen ranzig und klassisch. Eben eine Entspannungsplatte der ganz anderen Art.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 03.06.2016
Erhältlich über: Napalm Records (Universal Music)
Website: www.nervosaofficial.com
Facebook: www.facebook.com/femalethrash
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