Sodom – Decision Day
Krieg, Krieg und nochmals Krieg: Schlachten und gewaltsame Auseinandersetzung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte. In so unruhigen und brisanten Zeiten wie heute könnte man – theoretisch – aus der Vergangenheit lernen. Hier treten die Thrash-Veteranen Sodom auf den Plan. Tom Angelripper und Konsorten wagen einen kriegerischen Streifzug durch die Geschichte und blicken nachdenklich auf jene Schatten, die über der Gegenwart kreisen. „Decision Day“ ist ohne Frage eines ihrer düstersten Alben geworden.
Als Ankerpunkt der Platte dient jedoch der D-Day, die Landung Allierter Truppen in der Normandie im Juni 1944. Angelripper zeigt sich von seiner geschichtlich beschlagenen Seite, lässt die Musik aber keineswegs zu kurz kommen. Bereits der mächtige Opener „In Retribution“ stellt die Zeichen auf Sturm. Sechs wütende Minuten ziehen sämtliche Sodom-Register: der düstere Aufgalopp, manische Melodik im Refrain, wütende Sprints zwischendurch, die obligatorische Soloarbeit – ein kleines Meisterwerk. Dass dahinter einer der eingängigeren Tracks in Form von „Rolling Thunder“ folgt, rückt das Bild wieder ein wenig gerade. Beinahe möchte man hier mitbrüllen zum Uffta-Uffta-Groove.
Auf „Belligerence“ wagen Sodom schließlich einen Blick in die Gegenwart. Ist ein Dritter Weltkrieg wirklich so abwegig? Passend zu lyrischen Horrorvisionen zieht das Trio das Tempo gewaltig, lässt zwischendurch aber ebenso Raum für Groove und Nachdenklichkeit. Davon setzt es auch einiges im finsteren Finale „Refused To Die“. Zwischen infernaler Action und kondensierten Untergangsszenarien zeigen sich die Veteranen ebenso von ihrer Schokoladenseite wie im mehrfach explodierenden „Caligula“ mit Motörhead-Charme. Dass deren Haus-und-Hof-Designer Joe Petagno für das Artwork von „Decision Day“ verantwortlich ist, passt ins Bild.
Zwar drückt das etwas durchschnittliche Mittelfeld auf die Bewertung, stark ist die neue Sodom-Platte aber allemal. Rasant, finster und pointiert prescht „Decision Day“ aus den Boxen und vereint sämtliche Stärken der Band in all ihren Phasen und Inkarnationen mit mehr Düsternis und klaustrophoben, verkappt melodischen Ausflügen. Hits, Hymnen und beklemmende Zukunftsvisionen sowie smarte Geschichtsaufbereitung ziehen abwechselnd in den Pit und zu den Büchern – ein gewohnt mächtiger Nackenschlag verdienter Legenden.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.08.2016
Erhältlich über: Steamhammer (SPV)
Website: www.sodomized.info
Facebook: www.facebook.com/sodomized
Letzte Kommentare