Giraffe Tongue Orchestra – Broken Lines

| 22. September 2016 | 0 Comments
Giraffe Tongue Orchestra

(c) Johnny Buzzerio

Ist 2016 das Jahr der Allstarbands? Ungewöhnlich viele prominente Besetzungen und Nebenprojekte versuchen sich aktuell an musikalischer Verwirklichung. Dazu zählen auch Giraffe Tongue Orchestra mit einer Reihe an illustren Namen. William DuVall (Alice In Chains), Ben Weinman (The Dillinger Escape Plan), Brent Hinds (Mastodon), Pete Griffin (Dethklok, Steve Vai) und Thomas Pridgen (The Mars Volta) haben sich zu einem düsteren wie hymnischen Alternative-Rock-Album zusammengefunden. „Broken Lines“ bietet aber ebenso schräge und experimentelle Momente – kein Wunder angesichts der beteiligten Musiker.

Das Zusammentreffen dieser Kreativköpfe resultiert stellenweise in überraschend straighten Tracks. So nimmt der Opener „Adapt Or Die“ Radio-Rock-Energie mit, versieht diese mit leicht metallischer Energie und dezent unterschwelliger Weirdness, die DuValls kraftvolle Stimme kurios begleitet, wohl aber nur eine Nebenerscheinung bleibt. Bereits das folgende „Crucifixion“ gibt sich deutlich experimenteller. Weinman steuert einige Zeilen bei, das Arrangement driftet zwischenzeitlich gen Jazz-Metal ab, nur um wieder zurück in die furiose Power-Rock-Spur zurückzufinden.

Eben jene Zerrissenheit zieht sich durch das gesamte Album und wirft einen besonders kuriosen Mittelteil ab. „Fragments & Ashes“ wird über weite Strecken von straighter aber dennoch wahrnehmbarer Dillinger-Spannung angetrieben und driftet stellenweise in durchgeknallte Gefilde ab, zeigt die Band aber durchaus eingängig. Die Schnittmenge von Weinman und Hinds tritt schließlich in „Back To The Light“ hervor. Zwischen Prog-Wahnsinn, Math-Ansätzen und herrlich schrägen Gast-Vocals von Juliette Lewis verlieren sich Giraffe Tongue Orchestra im Jam-Wahnsinn. Dass in direkter Folge das balladeske „All We Have Is Now“ und das tanzbare, an Them Crooked Vultures erinnernde „Everyone Gets Everything They Really Want“ folgen, passt ins Bild.

Mit 40 höchst schrägen und doch spannenden Minuten starten Giraffe Tongue Orchestra ihre hoffentlich lange Karriere. „Broken Lines“ klingt tatsächlich wie die Schnittmenge aller Beteiligten und wirkt stellenweise eine Spur überladen, ja sogar in sich zerrissen, kriegt jedoch stets die Kurve. Große Rock-Hymnen, proggige Jams und zittrige Math-Ausflüge verlangen ein wenig Zeit, Konzentration und Sitzfleisch. Jegliche Geduld für diesen Einstand lohnt sich jedoch, denn hinter der kruden Fassade verstecken sich bockstarke Songs mit Grower-Potential, die den großen Namen dahinter durchaus gerecht werden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 23.09.2016
Erhältlich über: Party Smasher Inc. / Cooking Vinyl (Sony Music)

Website: www.giraffetongueorchestra.com
Facebook: www.facebook.com/GiraffeTongueOrchestra

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Category: Magazin, Reviews

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