Neurosis – Fires Within Fires

| 2. Oktober 2016 | 0 Comments
Neurosis

(c) Scott Evans

Kann eine Band wie Neurosis nach 30 Jahren noch überraschen? Dass die Musik der Post-Metal- und Sludge-Miterfinder sowie -Revolutionäre nach wie vor begeistern kann, bewies zuletzt „Honor Found In Decay“ vor vier Jahren. Für das elfte Studioalbum orientieren sich Scott Kelly, Steve Von Till wieder an ihren Wurzeln und kehren zum trockenen wie wuchtigen Sound des Genre-Landmarks „Souls At Zero“ zurück. „Fires Within Fires“ vereint sämtliche Trademarks der Band von brachialer, dröhnender Härte über beklemmende Spannung bis hin zu emotionaler Katharsis.

Waren die letzten Platten, bei aller Klasse, stellenweise eine Spur zu experimentell oder gar überschwänglich ausgefallen, kehrt die Elf nun zurück zur pointierten, klaren Vision jenes Genres, das Neurosis einst begründeten. Bereits der Opener „Bending Light“ deutet mit seiner trockener, druckvoller Herangehensweise an, wohin die Reise geht. Ruhiger, klaustrophober Spannungsaufbau, kurzzeitiger Zusammenbruch und schließlich eine monumentale Eruption und zwei Protagonisten, die sich gegenseitig förmlich ins Gesicht brüllen: Bis zur finalen Feedback-Schleife ist verheißungsvolles Chaos angesagt.

Eigentlich könnte man jeden dieser fünf neuen Songs für sich herausheben. Der zehneinhalbminütige Rausschmeißer „Reach“ geht wohl als Highlight des Albums durch und hat echtes Klassiker-Potential. Die ersten Minuten haben stellenweise ein wenig Americana-Twang, arbeiten konsequent auf einen ellenlangen Moment der Unsicherheit hin. Es ist ruhig, beinahe leise, Unheil bahnt sich an. Und dann, wie aus dem Nichts, heben Neurosis ab. Das Tempo wird nur unwesentlich verändert, einzig die Lautstärke deutet das nahende Crescendo an. Mit schlichten Mitteln, kompakter Explosivität und giftigem Gesang geht es ins Ziel; ein letztes Zischen, dann verstummt die Band.

Die rohe, martialische Aura von „Fires Within Fires“ – gewohnt spröde und doch ausdrucksstark von Steve Albini in Szene gesetzt – passt wunderbar zu den etwas reduzierteren neuen Tracks. Tatsächlich fühlt man sich immer wieder an die frühen 90er Jahre erinnert, als Neurosis Crust und Punk abschworen, um mit Sludge und Post Metal wichtige neue Akzente in einem damals schwächelnden Metal-Underground zu setzen. Von der ersten Sekunde an haftet das elfte Studioalbum der US-Vorväter der faulige Geruch eines fiesen, penetranten Klassikers an. Neurosis sind nach wie vor Garant für wahnwitzige Großtaten, auch über drei Jahrzehnte nach Gründung.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 30.09.2016
Erhältlich über: Neurot Recordings (Cargo Records)

Website: neurosis.com
Facebook: www.facebook.com/officialneurosis

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Category: Magazin, Reviews

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