Angela Martyr – The November Harvest

| 26. Dezember 2016 | 0 Comments
Angela Martyr

(c) Avantgarde Music

Ein Ende kann auch ein Anfang sein. Das erkannte Morgan Bellini, dessen Ein-Mann-Projekt Vanessa Van Basten jahrelang für doomige Extreme stand und nun in Angela Martyr übergangen ist. Seine zähe Sperrigkeit behielt sich der gebürtige Italiener zwar bei, packt nun aber auch Post Rock, Shoegaze und post-proggige Emotionalität Marke Katatonia mit in den Mixer. Auf „The November Harvest“ kollidiert dieses stilistische Sammelsurium spektakulär.

Mit dem unwirtlichen Gewaltakt von Vanessa Van Basten haben diese neun Songs nur wenig am Hut. Stattdessen geht es auf eine musikalische Sinnsuche, begleitet von Bellinis unerwartet heller, eingängiger Stimme. Auf „Deathwish“ wird er zum Forschenden, begleitet von apokalyptisch anmutendem Fanfaren-Rock und etwas beschleunigten Doom-Riffs. Für „Deviant“ wagt er sich sogar in die Untiefen der Post-Punk-Anfänge hinab, vermischt das gängige mechanische Auftreten jedoch mit Shoegaze-Lässigkeit und einer gesunden Dosis Gefühl.

Natürlich geht es auch anders. Im abschließenden „Angela Martyr“ gibt sich Bellini dem kompletten Wahnsinn seines bisherigen musikalischen Schaffens hin und bündelt dieses auf über 13 Minuten Spielzeit. Die zweite Hälfte suhlt sich in Feedback-Schleifen, noisigem Doom und Samples – gewöhnungsbedüftig und viel zu lang, gleichzeitig aber sympathischer Anknüpfungspunkt zu früheren Großtaten. Den liefert auch „Serpent“, dessen ruppige Doom-Noise-Töne auf kuriose Weise mit Shoegaze-Pop kollidieren.

Was auf dem Papier eine absolute Katastrophe sein sollte, funktioniert überraschend gut. Knapp 47 gekonnt kaputte Minuten zwischen allen möglichen musikalischen Extremen und mit erwartetem Katatonia-Einschlag unterhalten. „The November Harvest“, das kurioserweise im Dezember erscheint, macht mit seinem Post-Punk-Doomgaze-Mix Laune und Bock auf mehr. Auch wenn die noisigen Experimente zum Schluss hin vielleicht nicht hätten sein müssen, befindet sich Bellini mit Angela Martyr auf einem spannenden und verdammt richtigen Weg.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 30.12.2016
Erhältlich über: Avantgarde Music (DL-Album)

Facebook: www.facebook.com/Angela-Martyr-1000301630082474

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Category: Magazin, Reviews

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